Blutsalmler

Blutsalmler

Hyphessobrycon eques

Der Blutsalmler ist mit seiner roten Körperfärbung eine sehr attraktive und daher gerne gehaltene Art. Die Salmler-Familie versammelt Arten verschiedenster Köperformen und -farben. Viele beliebte Aquarienfische gehören dazu, so z.B. der Trauermantelsalmler oder die wohl bekannteste Art, der Neonsalmler.

Verhalten: Blutsalmler werden in der Aquaristikszene als teilweise aggressiv beschrieben. Sie sollen miteinander streiten, aber auch die Individuen anderer Arten beissen oder an deren Flossen zupfen. Inwiefern dies ein Verhalten ist, das aufgrund der Aquarienhaltung auftritt und wie das verhindert werden kann, ist nicht untersucht. Deshalb ist bei dieser Fischart folgendes besonders zu beachten:

Aquariengrösse: nicht zu klein (sicher mehr als 100 Liter, besser 200 Liter).

Ausweichmöglichkeiten bieten mit Hilfe von Strukturierung (s. Einrichtung).

Fische gut beobachten und bei erhöhter Aggression Tiere separieren.

Vergesellschaftung mit anderen Fischarten sorgfältig planen. Bei Fischen mit langen Flossen, z.B. Skalare, kann es zu Verletzungen kommen (weitere Hinweise siehe SDAT Börsenmerkblatt zu den kleinen Salmlerarten).

Sozialstruktur: Blutsalmler sind gruppenlebende Tiere, daher sollten immer mehrere Individuen gehalten werden. Leider fehlen wissenschaftlich fundierte Angaben zur Mindest-Gruppengrösse und zum Geschlechterverhältnis.

Einrichtung: Die Gewässer, die den natürlichen Lebensraum der Blutsalmler bilden, sind mit dichter Vegetation bewachsen. Im dichten Blättergewirr finden sie Schutz und Futter. Das Aquarium sollte also

  • reich bepflanzt sein, damit die Fische sich zurückziehen können, aber auch
  • freien Schwimmraum bieten, damit die Fische ihren Bewegungsdrang ausleben können.

Bodengrund: eher sandig, Mulm nicht zu stark entfernen, kann nach Fressbarem abgesucht werden.

Ernährung: Futterration über den Tag verteilt anbieten, nach Möglichkeit auch Lebendfutter wie Insektenlarven oder Artemia anbieten.

Allgemeine Anregungen zur Einrichtung und Ernährung

Weitere Informationen: SDAT Börsenmerkblatt zur Gruppe der Amerikanischen Salmler

Taxonomie

Der Blutsalmler gehört zur Familie der Echten Salmler (Characidae), die zur Ordnung der Salmlerartigen (Characiformes) gehört. Diese Ordnung ist eine der artenreichsten in der Fischwelt und umfasst  ca. 2000 Arten, von denen die meisten in Mittel- und Südamerika vorkommen und ein paar wenige 100 in Afrika. Innerhalb dieser Ordnung weist die Familie der Echten Salmler nahezu die Hälfte der Arten auf und spielt eine sehr wichtige Rolle im neotropischen Süsswassersystem.

Verbreitung

Der Blutsalmler ist ein Südamerikaner. Seine Verbreitung erstreckt sich über die Flusssysteme des Amazonas und des Paranà mit seinem Nebenfluss Paraguay. Im Gebiet des oberen Paranà und in den Flüssen im Osten Brasiliens gilt der Blutsalmer als eingeführt, möglicherweise verursacht durch Aquarienfischhaltende.

Merkmale

Viele der zahlreichen Arten der Gattung Hyphessobrycon verfügen über ein farbenprächtiges Schuppenkleid, was sie für den Aquarienfischhandel interessant macht. So auch der Blutsalmler, der eine besonders intensive Rotfärbung aufweist. Diese kontrastiert auffallend mit dem schwarzen Schulterfleck und der fast schwarzen Rückenflosse. Mit seinen 4 cm Körperlänge gehört er eher zu den kleineren Fischen in der Aquaristik. Die Weibchen erscheinen etwas runder und höher als die Männchen. Es ist eine eher kurzlebige Art, die ca. 2 Jahre alt werden kann.

Der Lebensraum der Blutsalmler in den tropischen Flusssysteme Mittel- und Südamerikas wird durch saisonale Überschwemmungen und Trockenzeiten geprägt. Die vielen Wasserpflanzen und die Ufervegetation bilden in den langsam fliessenden oder stehenden, flachen Gewässern einen strukturreichen Lebensraum. Diese dichte, artenreiche Vegetation bietet den Blutsalmlern Schutz vor Fressfeinden und dient als Kinderstube für den Nachwuchs. Der Bodengrund kann sandig, schlammig und teilweise mit Kies durchsetzt sein. Die dicht bewachsenen Gewässer beherbergen eine grosse Vielfalt an Wirbellosen wie Insekten, Krebschen (Cladocera, Copepoda, Ostracoda), Würmern und Weichtieren, die die Nahrungsgrundlage für eine vielfältige Fischfauna bilden.

Fressfeinde von Blutsalmlern sind die zahlreichen Wasservögel wie zum Beispiel der Marmorreiher (Trigrisoma lineatum) und fischfressende Fische.

Blutsalmler ernähren sich hautsächlich von Wirbellosen wie Wasserflöhe (Cladocera), Ruderfusskrebschen (Copepoda), Muschelkrebschen (Ostracoda) oder Insektenlarven. In gewissen Darmanalysen wurden auch wenig Reste sonstiger tierischer und pflanzlicher Nahrung gefunden. Die Jungfische ernähren sich vorwiegend von winzigen wirbellosen Tieren.

Nahrungssuche

Gelegentlich schwimmen Blutsalmler anderen Fischen hinterher, die im Bodengrund nach Nahrung wühlen, um von den so aufgewirbelten Nahrungspartikeln zu profitieren.

Es ist beobachtet worden, dass Blutsalmler sich für die Nahrungssuche in Gruppen von 20 bis 30 Individuen im Uferbereich in oberer bis mittlerer Höhe nah am Bodengrund aufhalten. Mit geneigtem Körper und Kopf in Richtung Substrat suchen sie unermüdlich nach Nahrung. Häufig stossen sie auch gegen den Bodengrund oder Wurzeln von Wasserpflanzen, um Beutetierchen aufzuscheuchen und zu fressen.

Blutsalmler sind gruppenlebende, tagaktive Fische. Eine Untersuchung zur Fortpflanzung im Mogi Guaçu Fluss (Staat Sao Paolo) hat ergeben, dass Blutsalmer nur ein Mal pro Jahr ablaichen. Die Weibchen sind im Durchschnitt grösser als die Männchen und erreichen ihre Fortpflanzungfähigkeit bei einer Grösse von 2cm. Die Fortpflanzung findet während der Regenzeit statt, wenn die Flüsse über die Ufer treten und geeigneter Lebensraum für den Nachwuchs entsteht. Die Larven und Jungfische wachsen in den überschwemmten Gebieten heran und wandern während der einsetzenden Trockenzeit in die lokalen Bestände in den Teichen, Altarmen, Flüssen und Seitenflüssen ein.

Zum Fortpflanzungsverhalten gibt es aus dem Freiland kaum Daten. Die hier beschriebenen Verhalten stammen aus der Aquarienhaltung. In einer Zucht-Studie erfolgte die Fortpflanzung in den Morgenstunden bei Wassertemperaturen von 27 Grad. Jeweils zwei oder drei Männchen verfolgten ein Weibchen, wobei sie den Unterleib des Weibchens stimulierten. Anschliessend entliess das Weibchen die Eier, die vom nächstschwimmenden Männchen befruchtet wurden. Dieser Ablauf kann sich mehrere Male wiederholen.

Pantanal - Lebensraum des Blutsalmlers

Lebensraum im Pantanal mit Wasserhyazinten (Eichhornia crassiceps).

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Die folgenden zwei Videos geben einen Eindruck vom natürlichen Lebensraum der Blutsalmler.

Dieses Video zeigt (Minute 4:26) eine Gruppe Blutsalmler (weitere Arten: Dorado, Barbensalmler, Brycon hilarii, Piranhas, Harnischwels, Aquidens sp. (mit Gelege auf Blatt), Hemiodus sp., weitere Kleinsalmler.

Diesese Video 2 zeigt ab Minute 1:10 Schmucksalmler und ab Minute 7:00 Rote Neon, zwei beliebte Aquarienfischarten aus der Familie der Echten Salmler (Characidae).

Monographien

Helmut Pinter. 1988. Salmler. Schwarmfische im Aquarium. – Stuttgart (Verlag Eugen Ulmer)

Wolfgang Staek. Salmler aus Südamerika. Lebensräume und Pflege im Aquarium.

Literatur

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