Neugieriger Egli im Zürichsee

Die Stimmen der Fische

Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind Fische keineswegs stumm. Fische sind wahre Klangkünstler. Sie kommunizieren auf vielfältige Weise miteinander und erzeugen die unterschiedlichsten Töne: Sie trommeln, knarren, knallen, schnalzen, grunzen, zirpen oder knattern. Zur Lauterzeugung setzen sie verschiedene Körperteile und Organe ein, am häufigsten die Schwimmblase.

Die akustische Kommunikation spielt eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung, beim Verteidigen des Territoriums oder bei der Futtersuche.

Wer unter die Wasseroberfläche horcht, wird überrascht von einem vielfältigen Klangteppich. In Australien haben Forscher während mehrerer Monate mitgehört und sogar verschiedene Fischchöre indentifizieren und aufzeichnen können (Parsons et al. 2016).

Lauterzeugung bei Piranhas

Relativ gut untersucht sind Piranhas. Rote Piranhas (Pygocentrus nattereri) beispielsweise erzeugen Laute, indem sie ihre Schallmuskeln mit einer Frequenz von ca. 100 Hz zusammenziehen und dadurch die Wand der Schwimmblase in Vibration versetzen (Millot et al. 2011). Sie kommunzieren zum Beispiel bei Streiterein auf diese Weise. Eine Studie zur Lauterzeugung bei Piranhas hat ergeben, dass die Laute von Arten der beiden Gattungen Serrasalmus und Pygocentrus artspezifisch sind. Damit kann man sowohl Gattungen als auch Arten anhand verschiedener akustischer Merkmale unterscheiden (Raick et al. 2023).

Die Roten Piranhas (Pygocentrus nattereri) leben in tropischen Süssgewässern in Südamerika. Sie erzeugen diese Laute, indem sie ihre Schallmuskeln zusammenziehen und dadurch die Wand der Schwimmblase in Vibration versetzen. Sie kommunzieren zum Beispiel bei Streiterein auf diese Weise. 

Fischwissen-Artikel: Die Stimmen der Fische

Der Hund bellt, der Frosch quakt, der Zebrafink zwitschert... und der Fisch? Es kommt nicht von ungefähr, dass es kein einzelnes Wort gibt, das die Stimme von Fischen beschreibt. «Stumm wie ein Fisch» lautet eine bekannte Redensart. Doch weit gefehlt. Fische sind wahre Klangkünstler.

Kistler C. 2020. Die Stimmen der Fische. Welt der Tiere 3/20. 

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Ton-Aufnahmen von Roland Kurt

Roland Kurt befasst sich seit Jahren mit den Stimmen der Fische. Er hat bereits zwei Bücher zum Thema veröffentlicht. Anschaulich beschreibt er darin, wie unsere einheimischen Fische zwitschern, trommeln, peitschen und grunzen.

Seinen Büchern ist jeweils eine CD beigelegt. Mit den eindrücklichen Ton-Aufnahmen können wir die Fische unserer heimischen Gewässer auch akustisch erfahren. Die Laute wurden mittels Hydrofon aufgenommen.

Die folgenden Aufnahmen hat Roland Kurt fischwissen.ch freundlicherweise zur Verfügung gestellt: Das Grunzen der Brachsen und der Egli Jagdgesang.

Das Grunzen ist ein typischer Kommunikationslaut. Während der Laichzeit im April / Mai stimulieren die Männchen die Weibchen unter anderem auch mit solchen Grunzlauten zur Eiablage

Egli setzen beim Jagen Lautsalve ein, um ihre Beutefische zu erschrecken. Diese flüchten und verlassen mitunter den schützenden Schwarm und werden so zur leichten Beute.

Bücher von Roland Kurt

Roland Kurt, 2019. "Die akustische Welt der Fische."  Mächler Media/Verlag fischueberalles.ch und Roland Kurt. 
 
Roland Kurt, 2010. "Stumm wie ein Fisch? Das akustische Leben im Süsswasser." Verlag Adreas Mächler, Riehen.

Bezugsquelle: http://fischlaute.ch/

Weitere Hörbeispiele

The Secret Sounds of Fish von BBC Earth unplugged über die Lauterzeugung von Meeresfischen, Forschungsmethoden sowie die Problematik der Lärmverschmutzung und Lösungsansätze (In englischer Sprache).

Während der Clownfish einem kleineren Artgenossen nachjagt, produziert er aggressive Laute (aus Colleye & Parmentier 2012).

Medienbeiträge

"Stimme für die Fische". Netz Natur. SRF 2018. Ab Minute 7.
Ab Minute 07:07 erläutert Roland Kurt ein paar Beispiele von Fischstimmen.

"Ganz schön laut unter Wasser". SRF 2017
Spannende Radiosendung zur Lautsprache von Fischen.

"Fische, die lauter sind als Flugzeuge", science.ORF.at
Vertreter der Familie der Umberfische gehören zu den lautesten Fische, die man bisher erforscht hat.

Literatur

Raick, X., Godinho, A. L., Kurchevski, G., Huby, A., & Parmentier, É. (2023). Bioacoustics supports genus identification in piranhas. The Journal Of The Acoustical Society Of America, 154, 2203-2210. (abstract)
Putland, R. L., Montgomery, J. C., & Radford, C. A. (2019). Ecology of fish hearing. Journal Of Fish Biology, 95, 39-52. (abstract)
Erisman, B. E., & Rowell, T. J. (2017). A sound worth saving: acoustic characteristics of a massive fish spawning aggregation. Biology Letters, 13. (abstract)
Parsons, M. J. G., Kent, C. P. S., Recalde-Salas, A., & McCauley, R. D. (2016). Fish choruses off Port Hedland, Western Australia. Bioacoustics, 26, 135-152. (abstract)
Ladich, F. (2014). Fish bioacoustics. Current Opinion In Neurobiology, 28, 121-127. (abstract)
Colleye, O., & Parmentier, E. (2012). Overview on the diversity of sounds produced by clownfishes (Pomacentridae): importance of acoustic signals in their peculiar way of life. Plos One, 7, e49179. (abstract)
Gutscher, M., Wysocki, L. E., & Ladich, F. (2011). Effects of aquarium and pond noise on hearing sensitivity in an otophysine fish. Bioacoustics-The International Journal Of Animal Sound And Its Recording, 20, 117-136.
Millot, S., Vandewalle, P., & Parmentier, E. (2011). Sound production in red-bellied piranhas (Pygocentrus nattereri, Kner): an acoustical, behavioural and morphofunctional study. J Exp Biol, 214, 3613-8. (abstract)
Slabbekoorn, H., Bouton, N., van Opzeeland, I., Coers, A., Cate, ten, & Popper, A. N. (2010). A noisy spring: the impact of globally rising underwater sound levels on fish. Trends In Ecology & Evolution, 25, 419-427. (abstract)
Mann, D. A., Popper, A. N., & Wilson, B. (2005). Pacific herring hearing does not include ultrasound. Biol Lett, 1, 158-61. (abstract)