Zebrafisch

Zebrafisch

Danio rerio

Der gestreifte Flitzer

Zebrafische, auch Zebrabärblinge genannt, sind lebendige und agile Fische. Mittlerweile gibt es verschiedene Farb- und Formvarianten dieser Art, unter anderen eine Schleierform und eine genetisch veränderte Variante, den sogenannten GloFish®, den Leuchtzebrafisch (s. unten). Ursprünglich für die Forschung gedacht, wird der Leucht-Zebrafisch leider auch in der Aquaristik angeboten. Der Import dieser transgenen Form in die Schweiz ist strikte verboten.

Wie bei anderen Arten gibt es auch bei Zebrafischen verschiedene Zuchtformen. Auch für diese Art gilt, dass man am besten die Wildtyp-Form hält.
 
Aquariengrösse: Zebrafische sind sehr schwimmfreudige Fische. Daher sollten sie in einem eher langgestreckten Aquarium von mind. 150 Litern (zB. 100 x 40 x 40cm) gehalten werden.
 
Gruppengrösse: Zebrafische sind gruppenlebende Fische. Die Gruppengrösse sollte daher mindestens 10 Individuen betragen. Je grösser das Aquarium, desto grösser kann die Gruppe sein.
 
Einrichtung: Die Gewässer, in denen Zebrafische ursprünglich vorkommen, weisen teilweise eine dichte Vegetation auf. Hier finden sie Schutz und Futter. Das Aquarium sollte also reich bepflanzt sein, damit die Fische sich zurückziehen können, aber auch freien Schwimmraum bieten, damit die Fische ihren Bewegungsdrang ausleben können.
Der Bodengrund sollte eher aus Sand oder feinem Kies bestehen. Den Mulm nicht zu stark entfernen, so können die Fische auch den Boden nach Fressbarem absuchen.

Fütterung: Flockenfutter, Lebend- und gefrorenes Futter

Wasserwerte: Weiches bis mittelhartes Wasser, Gesamthärte 5–19 °dGH , Temperatur 20–26 °C, pH 6–7,8.

Vergesellschaftung: Zebrafische sind friedliche Fische. Da sie aber viel in Bewegung sind, sollte man sie nicht mit Fischen vergesellschaften, die es eher ruhig mögen. Man kann sie beispielsweise zusammen mit Barben-Arten der Gattung Puntius oder mit anderen Bärbling-Arten halten.

Taxonomie
Zebrafische sind Süsswasserfische und gehören zur Familie der Karpfenfische (Cyprinidae).

Merkmale
Zebrafische sind eher kleine Fische. Wilde Zebrafische sind mit 18mm (stehende Gewässer) bis 27mm (fliessende Gewässer) kleiner als Zebrafische aus dem Labor, die zwischen 30 bis 40mm gross werden. Sie besitzen ein charakteristisches Farbmuster aus blau-weissen Streifen. Weibchen und Männchen sind gleich gefärbt, wobei die Männchen etwas grössere Analflossen mit einer gelblichen Färbung aufweisen.

In Aquarien aufgezogene die Zebrafische erreichten im Durchschnitt ein Alter von 3.5 Jahren, im Maximum ein Alter von gut fünf Jahre. Als ein Merkmal des Alterungsprozesses wiesen diese Fische eine deformierte Wirbelsäule auf, was bei wilden Zebrafischen bisher nicht beobachtet wurde. Es wird angenommen, dass wilde Zebrafische nur selten älter als ein Jahr werden.

Verbreitung
Zebrafische kommen auf den indischen Subkontinent in Bangladesh, Indien und Nepal sowie in Myanmar und Pakistan vor. Erstmals wurde die Fischart im Ganges-Delta gefunden.

Die Lebensräume, die von Zebrafische besiedelt werden, sind flache (ca. 10 bis 100cm) Gewässer. Sie reichen von stehenden Gewässern wie Teiche über klare, langsam fliessende Gewässer (4cm/s) über schneller fliessende Bäche oder Flüsschen (18 cm/s). Auch Reisfelder und Bewässerungsgräben werden besiedelt, wo aufgrund der Düngung viel Zooplankton hat und weniger Feinde leben.

Die Bodensubstrate sind je nach Gewässer schlammig, teilweise lehmig, kiesig, steinig. Typisch für einen guten Zebrafisch-Lebensraum ist überhängende Vegetation am Ufer und Pflanzenbewuchs im Wasser. Die Zebrafische nutzen die ganze Wassersäule, d.h. vom Boden bis in die obersten Bereiche des Gewässers. Vorzugsweise halten sie sich in den mit Pflanzen bewachsenen Bereichen, teilweise aber auch in den offeneren Bereichen auf.

Die Temperaturen der Gewässer bewegen sich im natürlichen Verbreitungsgebiet der Zebrafische zwischen 6 Grad im Winter und 38 Grad im Sommer, der pH bewegt sich zwischen 6.2 und 9.8

Feinde
Zebrafische haben ein Vielzahl von potentiellen Feinden, so z. B. Schlangenkopffische (Channa spp.), den Süsswasser-Hornhecht (Xenentodon cancila), den Asiatischen Fähnchen-Messerfisch (Notopterus notopterus), die asiatische Wasserschlange (Xenochropis piscator), möglicherweise auch nachaktive Welse und Vögel wie den Paddyreiher (Ardeola grayii) oder den Eisvogel (Alcedo atthis). Libellenlarven, die auch häufig in Reisfeldern vorkommen, sind möglicherweise bedeutende Räuber von jungen Zebrafischen.

Laborstudien haben gezeigt, dass Zebrafische auf (natürliche und künstliche) Räuber mit Schreckreaktionen reagieren und diese auch über Zeit beibehalten.

Zebrafische haben ein breites Nahrungsspektrum. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Zooplankton und Insekten, zu einem kleineren Teil aus Nematoden, Phytoplankton, Algen und Teilen von Gefässpflanzen, aber auch aus anorganischem Material. Unter den Insekten machen aquatische Insekten sowie aquatisch lebende Larven von landlebenden Insekten den Hauptanteil aus. Bei letzteren sind dies während des Monsuns (Juni bis August) vor allem Larven von Zweiflüglern (Diptera). Der Anteil der einzelnen Futterkategorien kann variieren, was wahrscheinlich saisonbedingt ist.

Die Analyse der Nahrungskomponenten zeigt weiter, dass Zebrafische in der ganzen Wassersäule nach Nahrung suchen. Sie nehmen schwebendes Zooplankton auf, suchen aber auch im Substrat nach Nahrung. Zudem finden sich auch Bestandteile von Futter, dass seinen Ursprung an Land hat. Dies wiederum deutet darauf hin, dass Zebrafische vielfach auch nahe oder an der Wasseroberfläche Nahrung aufnehmen.

Domestizierte Zebrafische wachsen schneller aufgrund konstanter Temperaturen und Futtergabe im Aquarium. Dies führt möglicherweise zu einer künstlichen Selektion Richtung für schnelles Wachstum und frühe Fortpflanzung.

Zebrafische sind soziale Tiere. Sie leben in Gruppen von wenigen bis mehreren Hundert Individuen. In diesen Gruppen entstehen individuelle Beziehungen. Diese können beobachtet werden, wenn die Fische Schwärme bilden, Dominanzhierarchien etablieren, sie sich fortpflanzen oder ihr Laichterritorium verteidigen.

Sowohl die Art des Gewässers als auch der Feinddruck können die Gruppengrösse bzw. die Tendenz Schwärme zu bilden sowie die Körpergrösse und das Ausmass an aggressivem Verhalten beeinflussen. In einer Untersuchung in vier verschiedenen Gewässern in Indien hat sich gezeigt, dass in stehenden, ruhigen Gewässern mit hohem Feinddruck die Zebrafische wenig aggressive Gruppen von ca. 2 Dutzend Individuen, in langsam fliessenden Gewässern hingegen kleinere, lose organisiert, aggressivere Gruppen von 6-7 Individuen bilden. In den schneller fliessenden Gewässern bildeten sie grosse Gruppen von bis zu 300 Individuen (Suriyampola 2016).

Zebrafische nutzen für die innerartliche Kommunikation optische Informationen wie Körperform, Streifenmuster und Färbung der Artgenossen. Aufgrund von Studien im Freiland nimmt man an, dass Zebrafische eine einjährige Art sind. In Gefangenschaft können sie jedoch älter werden.

Fortpflanzung

Der Zeitpunkt des Ablaichens wilder Zebrafische scheint an die wärmere Saison zwischen April und August gebunden zu sein. Die Hauptlaichzeit beginnt kurz bevor der Monsun einsetzt. Die Geschlechtsreife der Zebrafische hängt eher von der Grösse als vom Alter ab.

Mit Beginn der Regenzeit migrieren erwachsene Zebrafische für die Fortpflanzung in die temporär entstehenden Flüsschen und in die nahen, überfluteten Gebiete und Reisfelder. Dabei zeigen die männlichen und weiblichen Zebrafische arttypische Verhaltensweisen wie beispielsweise einander umkreisen, hinterher schwimmen (Männchen), vor dem Kopf hin- und herschwimmen (Männchen). Im Pflanzenbewuchs von seichten Stellen im stehenden Wasser wird wiederholt abgelaicht. Laichplätze werden gegen Artgenossen von Männchen und Weibchen verteidigt.

Die Fischlarven und Jungtiere bleiben vorerst in diesen saisonalen Lebensräumen. Wenn das Wasser zurückweicht, migrieren die Jungfische in die grösseren Gewässer.

Diese genetisch veränderten Zebrafische wurden ursprünglich für die Forschung entwickelt, um verschiedene genetische und molekulare Prozesse zu studieren sowie für den Einsatz in der Toxikologie. Dazu wurde ein zuvor isoliertes Gen der Qualle Aqueous victoria in Zebrafischembryonen eingeschleust. Das Gen codiert für ein grün fluoreszierendes Protein (GFP). Damit kann die Qualle bei Bedarf natürlicherweise selber Licht (Biolumineszenz) erzeugen. Wird das Gen im transgenen Embryo aktiviert, leuchten die Tiere unter normalem Licht grün. UV-Licht verstärkt den Effekt zusätzlich. Rot und gelb fluoreszierende Varianten sind dazu gekommen. Auch beim Medaka, einem anderen häufig genutzten Laborfisch, gibt es leuchtende Varianten (Ofelio et al 2012).

Die so erhaltenen Zebrafischlinien sind sehr stabil. Das heisst, das veränderte Gen wird an die Nachkommen weitervererbt, so dass auch diese leuchten. Das macht die Leuchtfische natürlich interessant für den Aquaristikmarkt, der für ausgefallene Züchtungen sehr empfänglich ist. Für die Kommerzialisierung wurde diese Züchtung unter der Handelsmarke Glo-Fish® patentiert. Mittlerweile sind andere Arten und noch weitere Farben hinzugekommen.

In der Schweiz verboten!
Im Gegensatz zu den USA oder Ländern in Südostasien ist es in Europa und auch in der Schweiz verboten, genetisch veränderte Tiere zu kommerziellen Zwecken zu handeln oder privat zu halten. Leuchtende Zebrafische werden dennoch immer wieder entdeckt und beschlagnahmt. Aquarienfische werden auch immer wieder ausgesetzt. In den USA sind freilebende Zebrafische in mehreren Staaten entdeckt worden. Daher muss damit gerechnet werden, dass auch transgene Züchtungen im Freiland auftauchen. Allerdings wird vermutet, dass Zebrafische nur in eher wärmeren Gewässern in südlichen Staaten der USA überleben können (Cortemeglia 2005).

Ethisch betrachtet, ist die Zucht von Leuchtfischen für die Aquaristik äusserst bedenklich. Diese Art der Zucht stellt eine massive Instrumentalisierung der Tiere dar

Der Zebrafisch wird schon seit einiger Zeit als Tiermodell in der Forschung genutzt. Als solches wird er auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen, vor allem in der biomedizinischen Grundlagenforschung. Sein Genom ist entziffert und es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Stämmen, darunter auch genetisch veränderte Linien. Trotz seiner breiten Verwendung gibt es erstaunlich wenige Studien über sein natürliches Vorkommen und Verhalten.

Der Zebrafisch ist zu einer äusserst wichtigen Modelltierart in der biomedizinischen und neurologischen Forschung geworden, vergleichbar mit der Labormaus. In den letzten 30 Jahren wurde enorm viel Information zur Biologie des Zebrafisches zusammengetragen, allerdings mit einem bestimmten Fokus. So weiss man zwar viel zur Genetik, zu molekularen und zellulären Vorgänge, zur Embryogenese und Neurologie von Zebrafischen, aber wenig über seine Bedürfnisse in einer Aquarienhaltung.

Voraussetzungen

Der Zebrafisch ist so beliebt bei den Forschern, weil er sich sehr schnell fortpflanzt und eine grosse Anzahl Nachwuchs erzeugt. Bis zu 300 Eier kann ein Weibchen pro Woche ablaichen. Die Entwicklung vom Embryo zur Larve verläuft rasant. Bereits zwei Tagen nach der Befruchtung ist die Larve entwickelt und schlüpft aus dem Ei. Nach fünf Tagen ist der Eidottervorrat aufgebraucht und die Larve beginnt, selber Nahrung zu suchen und aufzunehmen und entwickelt sich zum Jungtier. Bereits nach 100 Tagen ist der Nachwuchs geschlechtsreif.


Sowohl das Ei als auch die Larve des Zebrafisches sind durchsichtig. Dies war ein wichtiger Grund, warum sich diese Fischart sehr schnell zu einem der wichtigsten Tiermodelle entwickelt hat. Diese anatomische Spezialität erlaubt es den Forschenden, die einzelnen Reifungs- und Wachstumsschritte einfach zu beobachten und mikroskopisch zu untersuchen. Zudem können Mutationen (Veränderungen im Erbgut) erkannt und Entwicklungsprozesse beeinflusst werden. Speziell interessant sind Zebrafische für die Regenerationsforschung, denn sie können alle Organe (inkl. Herz, Nieren und Gehirn) und Flossen vollständig erneuern, wenn diese verletzt werden.


Archivierung von Mutationen

Es gibt tausende verschiedener Zebrafischstämme, die unterschiedliche Gendefekte aufweisen. Unzählige Larven mit Mutationen wurden künstlich erzeugt und anschliessend auf ihre Tauglichkeit für die weitere Forschung geprüft. Diese Arbeiten wurden in einer Spezialausgabe des Fachmagazins "Development" 1996 publiziert (siehe Literatur). An diesen Mutanten werden die unterschiedlichsten Krankheiten erforscht.

Genom sequenziert

Auch die Genforschung arbeitet seit Jahren intensiv mit dem Zebrafisch, um die Funktion der Gene bei Wirbeltieren zu studieren. 2001 startete ein internationales Projekt zur Sequenzierung des Zebrafischgenoms. Seit 2013 ist das gesamte Genom sequenziert und es stehen 26'000 Gene für Analysen zur Verfügung. Bei 70% der Gene gibt es ein Gegenstück im Genom des Menschen. Man geht davon aus, dass diese Gene die gleiche Funktion in Fisch und Mensch haben. Mit diesem vergleichenden Ansatz werden nun genetisch bedingte Krankheiten beim Menschen erforscht.

Der natürliche Lebensraum von Zebrafischen sind langsam fliessende, flache Gewässer mit Vegetation.

Weitere Informationen

Literatur

Rey, S., Huntingford, F. A., Boltana, S., Vargas, R., Knowles, T. G., & Mackenzie, S. (2015). Fish can show emotional fever: stress-induced hyperthermia in zebrafish. Proceedings Of The Royal Society Of London B: Biological Sciences, 282.
Ofelio, C., Cariani, A., Trentini, M., & Guarniero, I. (2012). Novel PCR-based assay for rapid identification of Red Fluorescent Proteins in GloFish and GloFish x wildtype zebrafish (Danio rerio) hybrids. Italian Journal Of Zoology, 79, 541-546. (abstract)
Kistler, C., Hegglin, D., Wurbel, H., & Konig, B. (2011). Preference for structured environment in zebrafish (Danio rerio) and checker barbs (Puntius oligolepis). Applied Animal Behaviour Science, 135, 318-327. (abstract)
Cortemeglia, C., & Beitinger, T. L. (2005). Temperature tolerances of wild-type and red transgenic zebra danios. Transactions Of The American Fisheries Society, 134, 1431-1437. (abstract)