Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Europäische Welses reicht von Südschweden, Zentral- und Osteuropa bis nach Westrussland und der Türkei (IUCN, Bergström 2022). In Westeuropa ist die Art ursprünglich nicht heimisch und wurde während Ende des 19. Jahrhundert wiederholt in Flüsse und Seen eingesetzt und in Aquakulturen gezüchtet. Seit den 1990er Jahren verbreitet sich der Wels immer mehr, da er aufgrund seiner Grösse das Interesse von gewissen Anglern geweckt hat, die ihn zum Zwecke der Tropähenangelei in verschiedenen Ländern häufig illegal in Seen aussetzten. Die Welse sind daher mittlerweile in vielen der grossen Flusssysteme präsent (Cucherousset 2018).
In West- und Südeuropa gilt er mittlerweile als invasiv (Cucherousset 2018), und es mehren sich die Hinweise, dass er als gewiefter Jäger für gewisse ins Meer wandernde Arten wie den Atlantischen Lachs (Salmo salar) oder den Maifisch (Alosa alosa) eine Bedrohung darstellt (Castagné 2023). Auch in anderen Weltgegenden wurden Welse ausgesetzt, beispielsweise in China oder Brasilien. In ihrem Ursprungsgebiet sind sie teilweise bedroht durch die Zerstörung des Lebensraums und der Laichgebiete.
Der Schweizer Wels
In der Schweiz ist der Wels heimisch, wobei die Art hier am Rande ihrer ursprünglichen Verbreitung ist. Ursprünglich kam er im Einzugsgebiet des Rheins vor. Mittlerweile lebt er auch in Flüssen und Seen der tieferen Lagen, da er vielerorts aktiv eingesetzt wurde (Fauna Helvetica). Die Schweizer Population weist allerdings eine geringe genetische Vielfalt auf, was das Aussterberisiko der Art erhöht (Castangé 2023). Bisher ist er in der Schweiz allerdings als nicht gefährdet eingestuft (Fauna Helvetica).
Flexibles Sozialverhalten
Üblicherweise sind Welse nachtaktiv, allerdings gibt es individuelle Unterschiede und durchaus tagaktive Individuen. In ihrem Sozialverhalten scheinen sie flexibel zu sein. Bei knappen Ressourcen verteidigen sie diese und gehen alleine auf Futtersuche. Sind die Bedingungen gut, dann können sie sich auch zu grossen Gruppen zusammenschliessen. In einer Studie in Frankreich wurde eine Ansammlung von 44 Individuen gezählt (Boulêtreau 2016). Sie scheinen sich auch individuell zu erkennen und zwischen ihnen vertrauten und unvertrauten Individuen zu unterscheiden (Cucherousset 2018).
Das Alter der Geschlechtsreife unterscheidet sich ja nach Habitat. In gewissen Gebieten erreichen die Männchen im Alter von zwei Jahren die Geschlechtsreife, in anderen dauert es vier bis acht Jahre. In kühleren Gegenden wie in Südschweden dauert es noch länger (Kuzishchin 2018, Bergström 2022). Die Fortpflanzungszeit beginnt im Spätfrühling bis Frühsommer, wenn die Wassertemperatur mind. 18 bis 22 Grad erreichen. Im seichten Wasser bauen sie ein einfaches Nest. Nachdem Ablaichen bewacht das Männchen das Nest bis zum Schlüpfen der Larven (Fauna Helvetica). Die Larven ernähren sich Wirbellosen und Fischen.
Gewiefte Jäger
Das Sehvermögen der Welse ist nicht sehr ausgeprägt, sie orientieren sich hauptsächlich über den Tast- und Geschmackssinn. Darauf deuten auch ihre langen, sensiblen Barteln hin, mit deren Hilfe sie im trüben Gewässer nach Beutetieren suchen (Mancini 2022).
Ihre Nahrung suchen Welse eher in Bodennähe und ernähren sich von anderen Fischen, Krebsen und Amphibien (Fauna Helvetica). In biochemischen Untersuchungen zeigte sich, dass sie zudem landlebende Vögel und Säugetieren erbeuten (Cucherousset 2018).
Jagd auf Tauben
In einem Fluss in Frankreich, in dem sie aktiv ausgesetzt worden waren, wurde ein Verhalten registriert, das auch in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet nie zuvor beobachtet wurde. Ähnlich den Schwertwalen, die Jagd auf am Ufer liegende Robben machen, haben die Welse gelernt, Tauben zu jagen, die sich am Flussufer aufhalten, um zu trinken. Mit spektakulären Manövern schmeissen sie sich blitzschnell ans Ufer und schnappen nach den Tauben. Teilweise wuchten sie mehr als die Hälfte ihres Körpers an Land. Allerdings sind es vor allem kleinere Individuen, die sich auf die Vögel stürzen. Möglicherweise ist diese Strategie für die grösseren Individuen zu energieaufwändig und das Risiko zu stranden zu gross. Die Welse haben sich also eine attraktive Futterquelle erschlossen, indem sie ein neues Jagdverhalten erlernten (Cucherousset 2012).