Fische leben in unterschiedlichen Sozialsystemen. Es gibt Arten, die einzelgängerisch, paarweise, in Schwärmen oder in kleineren Gruppen leben. Viele Aquarienfischarten finden sich in mehr oder weniger lockeren Gruppen zusammen. Von Fischfarmen weiss man, dass zu hohe Dichten chronischen Stress auslösen können, was dem Wohlbefinden der Fische abträglich ist.
Wie sich es bei Fischen in Aquarien verhält, wurde bei vier beliebten, gruppenlebenden Aquarienfischarten untersucht: Neonfische (Paracheirodon innesi), Kardinalfische (Tanichthys albonubes), Sumatrabarben (Barbus tetrazona) und Skalare (Pterophyllum scalare). Anhand des Verhaltens in unterschiedlichen Gruppengrössen wurde versucht, die geeigneten Gruppengrössen für diese Arten zu identifizieren. Fünf verschiedene Verhaltensweisen dienten als Indikatoren für das Wohlbefinden, wobei hohe Werte der Indikatoren mit reduziertem Wohlbefinden gleichgesetzt wurden.
Die Analyse der Indikatoren zeigte, dass das Wohlbefinden der Neonfische, Kardinalfische und Sumatrabarben in grösseren Gruppen (10 Tiere) besser ist. Skalare hingegen zeigten bei zunehmender Gruppengrösse (1 bis 5 Individuen) mehr aggressive Verhaltensweisen und wichen einander stärker aus, was möglicherweise mit reduziertem Wohlbefinden zusammenhängt.
Die Autoren schliessen, dass aus ihrer Analysemethode von Verhaltensdaten Hinweise auf das Wohlbefinden von Fischen erhalten werden können. Es scheint also, dass die Neonfische, Kardinalfische und Sumatrabarben von grösseren Gruppen profitieren.
Kommentar Fischwissen
Die Autoren machen keine Angaben über das Geschlechterverhältnis der Fischgruppen. Je nach Sozialsystem kann dies einen Einfluss auf das Verhalten (Dominanz-, Territorialverhalten) haben, auch abhängig von der Gruppengrösse.
Aggressionsverhalten gehört zum normalen Verhaltensrepertoire von Fischen. Problematisch wird es dann, wenn es in übersteigertem Masse auftritt und für die Fische schädlich wird. Daher sollte zu Beginn definiert werden, welches Ausmass an Aggression als normal eingestuft werden kann, damit man Aussagen über das Wohlbefinden machen kann.