Zwischen Fischen treten immer wieder mal Konflikte auf. Meist laufen diese Auseinandersetzungen ritualisiert ab, also nach bestimmten Mustern, so dass sich die Fische nicht gegenseitig verletzen. Dabei setzten sie verschiedene Signale wie Körperhaltung, Laute, aber auch chemische Signale ein. Fische geben solche chemischen Signale häufig via Urin und Galle direkt ins Wasser ab.
Der Feenbuntbarsch (Neolamprologus pulcher) ist ein sozialer Cichlide, der in Familiengruppen lebt und sein Territorium gegenüber anderen Arten aber auch gegen fremde Artengenossen verteidigt (siehe Artenportrait). In dieser Studie wurde untersucht, ob die Feenbuntbarsche in Auseinandersetzungen Urin als aktives Signal einsetzen.
Dazu brachte man je zwei Individuen in ein Aquarium, das in der Mitte durch eine Scheibe geteilt war. Der grössere Fisch wurde als dominantes Tier eingestuft. Im ersten Test war die Scheibe undurchlässig, im zweiten Test war sie mit Löchern versehen, so dass das Wasser und somit auch die ausgeschiedenen Stoffe zwischen den beiden Hälften zirkulieren konnten. Beobachtet wurden das offen aggressive Verhalten, das Drohverhalten, das Unterwerfungsverhalten und die Abgabe von Urin.
Das Unterbinden des Austauschs der chemischen Signale hatte klare Auswirkungen. Dies zeigte sich darin, dass die dominanten Individuen vermehrt und länger Urin abgaben und die rangniedrigeren Individuen sich aggressiver verhielten. Interessant ist, dass Urin nur während dem Drohen abgegeben wurde, aber nicht mehr während den offen aggressiven Verhalten. Die visuellen Signale, die Drohgebärden und aggressiven Verhalten, reichten nicht aus, um das Verhalten der Fische in die ritualisierten Bahnen zu lenken. Es braucht tatsächlich beides, die visuellen und die chemischen Signale, damit die Fische angemessen reagieren können.
Feenbuntbarsche setzen also aktiv Urin zur Kommunikation ein, ein Signal, das sie je nach Situation auch verstärkt oder abgeschwächt einsetzen können. Es hilft, Konflikte zu vermeiden.
Das Wasser ist somit ein wichtiger Träger von Information. Ein Fakt, der in der auch Aquaristik berücksichtigt werden muss, da hier häufig in den Wasserhaushalt eingegriffen wird (siehe auch die Zusammenfassung "Wasserwechsel beeinflusst die Kommunikation").