Im Labor müssen die Haltungssysteme vor allem praktischen und hygienischen Kriterien entsprechen. Daher werden die meisten Laborfische in kleinen, unstrukturierten Aquarien gehalten, die einfach zu reinigen und in denen die Tiere gut zu überwachen sind. Meist sind diese Aquarien in Mehrfachgestellen untergebracht, die ganze Räume füllen. Es gibt Firmen, die darauf spezialisiert sind, Anlagen zur Haltung von wasserlebenden Organismen herzustellen und zu installieren. Durch elektronische Überwachung wird in solchen Haltungssystemen auch die erforderliche Wasserqualität gewährleistet.
Fischwohl beeinträchtigt
Studien bei anderen Labortierarten wie z.B. Mäuse haben gezeigt, dass diese Tiere unter unzureichenden Haltungsbedingungen leiden. Weiter wurde gezeigt, dass eine normale Hirnentwicklung abhängig von den Umweltbedingungen ist.
Fische sind Tiere mit einem differenzierten Verhalten. Sie verfügen über kognitive Fähigkeiten, die auf neuronalen Mechanismen basieren, die mit denjenigen von Säugern und Vögeln vergleichbar sind. Daher kann davon ausgegangen werden, dass auch Fische unter restriktiven Haltungsbedingungen leiden. Unzureichende Haltungsbedingungen können ausserdem zu abnormalem Verhalten führen. Dies wiederum könnte die Gültigkeit der Studienresultate beeinträchtigen.
Es herrscht grosser Bedarf an Forschung
In der Tierschutzforschung ist die artgerechte Haltung von Labortieren ein wichtiges Thema. In Studien wird untersucht, wie die Laborhaltung verbessert werden kann. Häufig wird dazu das Konzept zur Anreicherung der Umwelt (Environmental Enrichment) angewendet. Die meisten Studien wurden mit Nagetieren (Mäusen, Ratten) gemacht. Bisher wenig Aufmerksamkeit haben hingegen die Laborfische erhalten. Hier besteht eine grosse Wissenslücke.
Aus verschiedenen Gründen müssen die Haltungsbedingungen von Laborfischen untersucht werden:
- Fische werden in zunehmender Anzahl in der Forschung eingesetzt (z.B. Toxikologie, Neurobiologie, medizinische Grundlagenforschung).
- Die Kenntnisse über ihre artgerechte Haltung sind noch immer bescheiden.
- Die Haltung von Laborfischen ist meist stark standardisiert und sehr restriktiv (kleine, unstrukturierte Aquarien, hohe Dichten), was dem Wohlbefinden der Fische abträglich sein kann (physische, physiologische und verhaltensbedingte Einschränkungen).
- Die Tierpflegepraxis kann bei den Fischen Stress auslösen (einfangen, behändigen, etc.).
- Neue Erkenntnisse zeigen, dass Fische komplexe Wesen mit vielfältigen Bedürfnissen und Fähigkeiten sind.
- Untersuchungen im Bereich der Stress-, Kognitions- und Schmerzforschung belegen, dass auch Fische leidensfähig sind.
- Laborfischen soll wie den Labormäusen und anderen Versuchstieren eine möglichst artgerechte Haltung und Pflege geboten werden. Als Grundlage dazu braucht es wissenschaftlich basierte Informationen zur Ökologie und zum Verhalten der verschiedenen Laborfischarten.
- Fische sind zwar seit 2005 im Schweizer Tierschutzgesetz erwähnt, aber bei den Mindestanforderungen für das Halten von Versuchstieren im Anhang der Tierschutzverordnung (2008) fehlen Angaben zu Fischen. Auch diese Lücke im Gesetz sollte dringend geschlossen werden.