Buntbarsch Tropheus duboisi

Spielverhalten

Spielverhalten ist im Tierreich weit verbreitet. Doch wann Tiere spielen und welche Funktion das Verhalten hat, ist noch immer nicht ganz geklärt.  

Spielverhalten tritt in unterschiedlichen Situationen auf. So spielen Tiere mit anderen Individuen oder mit Objekten oder sie vollführen Bewegungsspiele. Viele Fragen in Zusammenhang mit Spielverhalten sind noch offen. 

Bisher wurden in der Literatur vor allem spielende Säugetiere und Vögel beschrieben. Insbesondere Ratten sind in dieser Beziehung am besten untersucht. Vermehrt wird aber auch bei anderen Wirbeltieren und sogar Wirbellosen von spielenden Individuen berichtet, auch wenn diese Berichte eher anekdotischer Natur sind (Burghardt 2015). Anekdoten sind jedoch häufig Ausgangspunkt dafür, bestimmte Verhaltensweisen von Tieren genauer zu untersuchen.

Eine genaue Definition von Spielverhalten ist die Voraussetzung, dass zu Spielverhalten geforscht werden kann. Burghardt (2010) fünf Kriterien definiert und fasst diese folgendermassen zusammen:

"Spielen ist ein wiederholtes, nicht sehr ernsthaftes Verhalten, das sich strukturell, kontextuell oder entwicklungsbedingt von adaptiveren Versionen unterscheidet und freiwillig initiiert wird, wenn sich das Tier in einer entspannten, stressarmen, gelangweilten Situation befindet."

Die fünf Kriterien sind:

  1. Das Verhalten ist noch nicht ganz ausgereift, d. h. es enthält Elemente oder ist auf Reize gerichtet, die nicht zum aktuellen Überleben beitragen.
  2. Das Verhalten ist spontan, freiwillig, absichtlich, lustvoll, belohnend, verstärkend oder autotelisch („um seiner selbst willen“) ist.
  3. Das Verhalten unterscheidet sich strukturell oder zeitlich in mindestens einer Hinsicht von der „ernsthaften“ Ausführung ethotypischen Verhaltens unterscheidet: Es ist unvollständig (im Allgemeinen durch gehemmte oder weggelassene Schlusselemente), übertrieben, unbeholfen oder frühreif; oder es beinhaltet Verhaltensweisen mit veränderter Form, Abfolge oder Zielsetzung.
  4. Das Verhalten wird zumindest während eines Teils der Entwicklung (Ontogenese) des Tieres wiederholt in ähnlicher, aber nicht starr stereotyper Form ausgeführt.
  5. Das Verhalten wird ausgelöst, wenn das Tier ausreichend gefüttert wird, gesund sowie frei von Stress oder intensiven Konkurrenzsituationen (z. B. Fütterung, Paarung, Feindvermeidung) ist. Mit anderen Worten, das Tier befindet sich in einer entspannten Situation.

 

Weitere Informationen

Publikation mit deutsche Zusammenfassung in der Bibliothek:

Verspielter Fische
Burghardt et al, 2015

Literatur

Burghardt, G. M. (2025). The enduring search for the nature of play. International Journal of Play, 14, 20-32. (abstract)
Burghardt, G. M. (2015). Play in fishes, frogs and reptiles. Current Biology, 25, R9-R10. (abstract)
Burghardt, G. M. (2014). A brief glimpse at the long evolutionary history of play. Animal behavior and cognition, 1, 90-98.
Burghardt, G. M., Nathan, P., & Pellegrini, A. D. (2010). Defining and Recognizing Play. In The Oxford Handbook of the Development of Play. Oxford University Press. (abstract)