Die Flossensauger (Gastromyzontidae) sind in vielen Belangen spezielle Fische. Sie sind in Südchina und Südostasien verbreitet. Innerhalb dieser Familie gibt es 21 Gattungen mit ca. 145 Arten (Eschmeyer, 2024).
Gemein ist diesen Arten, dass sie bodenorientiert leben und mit ihrem Körperbau gut an strömungsreiche Gewässer angepasst sind. Manche Arten haben einen eher schlanken, andere einen breiten, abgeflachten Körper. Die vergrösserten Brust- und Bauchflossen dienen ihnen wie Saugnäpfe dazu, sich am Untergrund festzuhalten.
Mund und Kiemen liegen auf der Körperunterseite. Da die Bauchseite nicht pigmentiert und durchscheinend ist, kann man die Organe erkennen. Sie besitzen keine Zähne und weiden den Aufwuchs nur mit den knöchernen Strukturen des Mauls ab. Die Augen sitzen hingegen auf der Kopfoberseite. Die Augenhöhlen ragen etwas aus dem Kopf heraus, so dass die Fische auch zur Seite schauen können. Die Arten erreichen Grössen zwischen 4 und 12 Zentimetern.
Zu den Arten mit einem breiten, abgeflachten Körper gehört Beaufortia kweichowensis. Da sie eine beliebte Art in der Aquaristik ist, wird hier stellvertretend für andere Arten stellenweise etwas näher auf sie eingegangen wird. Diese Art wird auch «der Fisch, der über Felsen klettert» genannt (Wang 2019). Dies rührt daher, dass sie sich gerne auf grossen Steinen aufhält, wo sie – wie die anderen Arten auch – den Aufwuchs abweidet. Klettert sie an der Scheibe des Aquariums herum, erinnert sie von der Körperform her an einen kleinen Rochen. Sie ist bräunlich-weiss gemustert und kann bis zu 8cm gross werden.
Gruppengrösse
Flossensauger sind gesellige Fische, die in kleineren Gruppen z.b. von 4 bis 6 Tieren gehalten werden können. Die Gruppengrösse ist abhängig von der Aquariengrösse. Sind genügend Raum und Ausweichmöglichkeiten vorhanden, können auch grössere Gruppen gehalten werden.
Aquariengrösse
Für ein Artaquarium sollte das Volumen mind. 120 Liter (100L x 40B x 30H) umfassen. Will man sie vergesellschaften, ist ein grösseres Volumen von Vorteil.
Einrichtung
Das Aquarium sollte den steinigen Lebensraum dieser Art imitieren. Verschiedene Steine und ev. Holzwurzel sollte man so anordnen, dass Verstecke und Spalten entstehen. Das Substrat sollte aus einer Mischung aus groben Kieseln und Sand bestehen. Wichtig sind zudem grosse, flache Steine, auf denen sie den Biofilm abgrasen können. Dieser kann durch eine etwas hellere Beleuchtung gefördert werden. Pflanzen sind nicht zwingend notwendig, sie tragen jedoch zur Wasserqualität bei. Zudem können die Flossensauger die Algen, die auf den Blattoberflächen wachsen, abweiden. Da die Art sauerstoffreiches Wasser benötigt, braucht es eine gute Wasserströmung sowie Belüftung.
Futter
Flossensauger besitzen ein kleines Maul und strudeln mit ihren Flossen die Nahrungspartikel zum Mund. Geeignet ist daher nicht zu grosses Frost- und Lebendfutter wie Kleinkrebschen und Mückenlarven. Gerne nehmen sie Futterflocken, und insbesondere Algentabletten an, die zu Boden sinken. Wichtig ist, dass auch die kleineren Individuen ans Futter gelangen, da die grösseren dieses für sich monopolisieren können.
Wasserwerte
Flossensauger brauchen sauerstoffreiches Wasser. Für eine gute Wasserqualität sind daher regelmässige Wasserwechsel und ein guter Filter wichtig. Je nach Vorkommen variieren die Temperaturen bei manchen Arten relativ stark, bei anderen sind sie stabliler. Die meisten kommen mit Leitungswasser zurecht, gewisse Arten bevozugen weiche und saure Gewässer.
Bsp. Beaufortia kweichowensis
Bei dieser aus dem subtropischen Südchina stammenden Art können die Temperaturen im Verbreitungsgebiet stark variieren, auch jahreszeitlich. Im Winter kann die Lufttemperatur kühle 10°C, im Sommer bis zu 30°C betragen. Zwar verträgt diese Flossensauger daher auch etwas höhere Temperaturen, aber nur kurzzeitig und das Wasser sollte insbesondere im Sommer nicht über längere Zeit zu warm sein. Die Art ist für ungeheizte Aquarium geeignet.
Temperatur von 15 bis 24°C, pH von 6,5 bis 8, Gesamthärte zwischen 2 und max. 12 °dGH.
Vergesellschaftung
Flossensauger sind recht friedliche Arten gegenüber anderen Arten. Es zwischen den Artgenossen zu Streitereien kommen, die aber in aller Regel harmlos bleiben. Sie dürfen nicht mit grossen, fischfressenden Arten gehalten werden.
Zucht
Vermutlich stammt ein Teil der Tiere aus Wildfang. Berichten zufolge lassen sich gewisse Arten auch züchten, darunter auch Beaufortia kweichowensis. Für die Zucht braucht es ein strömungsreiches Artbecken mit grossem, rundem Kies, ev. Holz und Steinen. Die Geschlechtsunterschiede erscheinen mit zunehmendem Alter. Die geschlechtsreifen Weibchen sind etwas grösser und fülliger als die Männchen.
Taxonomie
Die Familie der Flossensauger (Gastromyzontidae) gehören in der Ordnung der Karpfenartigen (Cypriniformes) zu der Unterordnung der der Schmerlenartigen (Cobitoidei). Die Familie der Plattschmerlen (Balitoridae) sind nahe Verwandte der Flossensauger und werden auf Deutsch zuweilen auch Flossensauger genannt.
Beaufortia kweichowensis gehört zur Familie der Flossensauger (Gastromyzontidae). Hier wird sie der Unterfamilie der Gastromyzoninae zugeordnet. Sie ist eng mit den beiden Flossensaugerarten B. szechuanensis und B. liui verwandt (Wen 2017).
Merkmale
Flossensauger besitzen einen abgeflachten Rumpf und Kopf. Die paarigen vergrösserten Brust- und Bauchflosssen dienen ihnen dazu, sich in der Strömung am Substrat festzusaugen. Die Schwanzflosse ist abgerundet. Nur die Oberseite ist mit kleinen Schuppen bedeckt, die Unterseite ist nicht pigmentiert und durchscheinend. Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind nicht einfach zu erkennen.
Verbreitung
Flossensauger sind in Südchina und Südostasien verbreitet. Sie kommen in subtropischen und tropischen Gegenden vor. Daher unterscheiden sich die Temperaturen ihrer Heimgewässer, die auch beachtliche Temperaturschwankungen aufweisen können.
Vorkommen von B. kweichowensis
B. kweichowensis ist eine endemische in China, das heisst, sie kommt nur hier vor. Beheimatet ist die Art im Westfluss des ausgedehnten Flusssystem des Perflusses im subtropischen Südchina und kommt bei Guangxi, Guizhou, Hunan und der Provinz Guangdong vor (Zhou 2024).
Bedrohung von B. kweichowensis
Die Population scheint relativ gross zu sein, allerdings wurde diese nie quantitativ erfasst (Zhou 2024). Es wird jedoch vermutet, dass die Population zurück geht, wie stark ist nicht bekannt; es fehlen die biologischen und genetischen Daten für eine Beurteilung (Wen 2017).
Gefahren drohen der Art durch die fortschreitende Urbanisierung entlang der Gewässer und durch Staudämme, die die Qualität und Verfügbarkeit des Lebensraums beeinträchtigen. Möglicherweise haben auch Entnahmen von Individuen für den Aquarienfischhandel einen Einfluss auf die Bestandszahlen. Daher braucht es gemäss IUCN Schutzmassnahmen für den Lebensraum und in Bezug auf den Befischungsdruck (Zhou 2024).
Flossensauger bewohnen kleinere und grössere, schnell fliessende Fliessgewässer von den Ebenen bis hinauf ins Gebirge. Die Gewässer sind reich an Sauerstoff, die Temperaturen können je nach Verbreitungsgebiet, aber auch je nach Saison sehr unterschiedlich sein.
B. kweichowensis bewohnt die seichten, schnell fliessenden Bereiche der Gewässer in ihrem Verbreitungsgebiet, die jeweils einen hohen Sauerstoffgehalt aufweisen. Das Substrat setzt sich aus kleineren Felsblöcken, Sand, Kies und Geröll zusammen. In solchen sauerstoffreichen und sonnenbeschienen Gewässern wächst auf den Substratoberflächen ein üppiger Biofilm aus Mikroorganismen, der den Flossensaugern als Nahrung dient (Zhou 2024)
Flossensauger ernährens sich hauptsächlich vom Biofilm, der Steine und Felsen in ihrem natürlichen Lebensraum bedeckt. Dieser Biofilm, den man auch Aufwuchs nennt, besteht aus Grünalgen, Kieselalgen und verschiedenen Mikroorganismen. Da sie im Gegensatz z.B. zu Harnischwelsen keine Zähne besitzen, sind sie keine effektiven Algenvertilger, sondern weiden sie mit den knöchernen Strukturen des Mauls lediglich Aufwuchs ab.
Leider ist nur wenig über das Sozialleben der Flossensauger bekannt. Laut der Aquaristikliteratur können sie territorial sein und Artenossen aggressiv vertreiben, wobei kaum Verletzungen auftreten sollen.
Fortpflanzung
Auch über das Fortpflanzungsverhalten ist kaum etwas bekannt und wurde auch in der Aquarienhaltung kaum beobachtet. Vermutlich werden die Eier am Bodengrund abgegeben, so dass sie nicht weggeschwemmt werden und wo sie sich zwischen den Steinen und Kieseln entwickeln können. Die Elterntiere üben keine Brutpflege aus.
Unter den Fischen gibt es verschiedene Arten, sich auf dem Untergrund zu bewegen oder festzuhalten. Während Kletterwelse beispielsweise Sauger an Mund und Becken nutzen, um über Oberflächen zu klettern, nutzen Schlammspringer ihre Brustflossen um sich hüpfend sogar an Land zu bewegen.
Flossensauger wie Beaufortia kweichowensis hingegen haben starke Saugflossen entwickelt. Dies ist eine Anpassung an ihren strömungsreichen Lebensraum, wo sie Gefahr läuft, weggeschwemmt zu werden.
Verharrt der Flossensauger an Ort, wirkt der gesamte Körper als Saugnapf. Er kann dabei einer Scher- bzw. Zugkraft bis zum hundert- bzw. tausendfachen Körpergewicht widerstehen. Allerdings kann diese Saugkraft bei der Fortbewegung auch hinderlich sein.
Dafür haben Flossensauger ein einzigartiges Fortbewegungssystem entwickelt. Dieses besteht aus zwei Saugnäpfen: einem vorderen Saugnapf, der die Brustflossen und den Kopf trägt, sowie einem hinteren Saugnapf, der die Beckenflossen trägt, sowie aus den Muskeln der Schulter- und Beckengürtel. Mit den Flossen kann sie dabei die Richtung halten, während ihr die Muskeln die Kraft für die Bewegung liefern. Die Schwanzflosse liefert den Antrieb. Alles in allem resultiert eine wellenförmige Vorwärtsbewegung, die auch blitzschnell erfolgen kann.
Auf diese Weise können sie sich sehr effizient auf Oberflächen bewegen, ohne dass sie sich dabei von der Oberfläche lösen müssen. Dies erlaubt es ihnen auch, über schräge oder senkrechte Flächen zu klettern (Wang 2019).
Die Flossensauger sind gesellige Fische. Wichtig ist, dass man ihnen Ausweichmöglichkeiten und mehrere grosse Steine anbietet, von denen sie den Aufwuchs aus Algen und Mikroorganismen abweiden können.
Flossensauger können sich mit ihren Saugflossen sehr gut an Oberflächen anheften. Auffällig ist die durchscheinende Unterseite, wo Maul und Kiemen liegen. Da sie keine Zähne haben, sind sie keine effizienten Algenvertilger, sondern weiden den Aufwuchs auf Oberflächen nur ab.