Raubfeinde (Prädatoren) stellen für die Beutetiere eine Gefahr und daher eine Stresssituation dar. Eine angepasste Reaktion auf eine solche Bedrohungssituation ist normalerweise die Auslösung der Stressreaktion, die es dem Fisch ermöglicht, der Gefahr zu entkommen. Dauert eine derartige Situation zum Beispiel in einer Aquarienhaltung länger an und der bedrohte Fisch kann nicht ausweichen, kann das dem Wohlbefinden und der Gesundheit des Fisches abträglich sein. Die Stressreaktion ist unter anderem durch den Anstieg des Spiegels von Cortisol, einem Stresshormon, im Blut messbar.
In einem Versuch mit Zebrafischen (Danio rerio) hat man nun festgestellt, dass die Fische einen signifikant (= statistisch bedeutsamen) erhöhten Cortisolspiegel aufwiesen, wenn sie für kurze Zeit zusammen mit einem Raubfeind in einem Aquarium gehalten wurden. Dieser Spiegel war immer noch signifikant erhöht, wenn der Raubfeind in einem benachbarten Aquarium gehalten wurde und die Zebrafische nur visuellen Kontakt hatten. Das letztere Resultat deutet darauf hin, dass die Zebrafische ihre Raubfeinde bereits über deren Gestalt, Farbe, Grösse und Verhalten wahrnehmen können.
Dieser Befund kann vor allem für Zoohandlungen von Bedeutung sein. Denn wenn Raubfeinde und Beutefische in benachbarten Aquarien gehalten werden, kann das eine chronische Stresssituation für die Fische bedeuten und ihrem Wohlbefinden abträglich sein.