Prachtschmerlen

Prachtschmerle

Chromobotia macracanthus

Die sehr speziell und attraktiv gefärbte Prachtschmerle muss den Vergleich mit den farbenprächtigen Korallenfischen nicht scheuen. Das Muster aus schwarzen Streifen auf einem orange-roten Hintergrund hat im Englischen zum passenden Namen Clown-Schmerle geführt. 

Prachtschmerlen werden gross, wachsen allerdings langsam. Mit bis zu 30cm gehören sie zu den grösseren Aquarienfischarten. Bei der Anschaffung von Prachtschmerlen sollte man sich also bewusst sein, dass man eine Art hält, die ein sehr grosses Aquarium braucht und lange lebt. Das langsame Wachstum der Tiere erfordert von der Halterin Geduld und Beharrlichkeit.

Besondere Verhaltensweisen: 
Ruhen: Prachtschmerlen legen sich zum Schlafen gerne auf die Seite.
Kommunikation: Prachtschmerlen erzeugen klickende Geräusche. Es wird angenommen, dass sie diese Töne mit ihren Schlundzähnen erzeugen.

Gruppengrösse: Prachtschmerlen leben gesellig, vor allem die Jungtiere. Eine Gruppe sollte mindestens fünf bis sechs Individuen umfassen.

Aquariengrösse: Für Jungfische mindestens 300 Liter, für erwachsene Individuen ab 1000 Liter. Prachtschmerlen brauchen viel Platz zum Schwimmen. Nur in grossen Aquarien können sie sich zu ihrer vollen Grösse entwickeln.

Einrichtung: Viele Verstecke (Röhren, Tongefässe) anbieten. Verstecke von einer Grösse anbieten, so dass mehrere Individuen darin Platz finden.

Bodensubstrat: Sand oder runder, eher feinkörniger Kies. Prachtschmerlen wühlen gerne im Substrat nach Futter.

Fütterung: Abwechslungsreiche Füttern, mehrmals am Tag. Zusätzlich zu Pellets oder Trockengranulat regelmässig Wasserflöhe, Hüpferlinge, Wasserschnecken oder Würmer anbieten. Auch pflanzliche Kost anbieten!

Fang, Transport: Vorsicht ist geboten beim Fang und Transport von Prachtschmerlen. Prachtschmerlen besitzen Augendornen, die schräg unter den Augen positioniert und sehr verletzlich sind. Die Dornen können aber auch Transportbehälter oder die Haut beschädigen.

Taxonomie

Die Prachtschmerle (Chromobotia macracanthus) gehört zur Ordnung der Karpfenartigen (Cypriniformes) und hier zur Familie der Prachtschmerlen (Boiitdae). Diese ist wiederum in die Unterfamilien der Leptobotiinae und der Botiinae unterteilt. Die Botiinae umfassen fünf Gattungen, darunter die Gattung Chromobotia (Slechtová, 2006).

Merkmale

Der Körper der Prachtschmerle weist eine auffällig orange Färbung mit drei breiten schwarzen Streifen auf. Mit zunehmendem Alter entwickeln sich individuen-spezifische Fleckmuster. Die Prachtschmerlen von Kalimantan sind leuchtender gefärbt als diejenigen von Sumatra.

Die Art besitzt relativ grosse Augen mit unterhalb sitzenden grossen Dornen, auf die sich ihr Artnamen macracanthus bezieht. Diese bezahnten Dornen können aufgestellt werden und dienen der Feindabwehr und Futtersuche.

Prachtschmerlen können mehr als 35cm gross und (im Aquarium) 30 Jahre und älter werden. Das grösste Individuum, das im Jahr 2006 auf Sumatra gefangen wurde, mass 30.5 cm und wog 469 g (Legendre, 2012).

Verbreitung

Die Prachtschmerle ist eine endemische (nur hier vorkommend) Art Indonesiens. Hier leben sie in Flüssen wie dem Batanghari, dem Musi (beide Sumatra) oder dem Kapuas (Kalimantan).

Molekulargenetische Untersuchungen haben ergeben, dass die Populationen auf Kalimantan und Sumatra genetisch sehr unterschiedlich sind. Möglicherweise sind es sogar zwei verschiedene Arten, deren Aufspaltung sich vor ca. 9 Millionen Jahren ereignet hat (Sudarto, 2008). Dies ist ein wichtiger Punkt in den Artenschutzbemühungen für die Art, da genetische Vermischungen vermieden werden sollten.

Im natürlichen Lebensraum sind nur wenige Vorkommen bekannt. Prachtschmerlen besiedeln sehr unterschiedliche Lebensräume. Man findet sie in Strömen, in Altarmen grösserer Flüsse und ruhigen Sumpfgebieten.

Je nach Entwicklungsstadium werden unterschiedliche Höhen der Wassersäule und Bereiche aufgesucht. Die erwachsenen Tiere halten sich bevorzugt am Boden im Hauptstrom der Flüsse auf, wo sie sich gerne unter Steinen, Holz oder in Hohlräumen verstecken. Die Jungtiere hingegen sind meist in Überschwemmungsgebieten zu finden.

Prachtschmerlen ernähren sich vielseitig. Wirbellose wie Würmer, Spinnen, Insekten und Schnecken, aber auch Pflanzliches wie Algen gehören zur Hauptnahrung. Sie gehen eher nachts auf Nahrungssuche und verstecken sich tagsüber

Soweit man weiss, leben Prachtschmerlen in Gruppen. Zur Fortpflanzung migrieren die Individuen, die grösser als 10cm sind, zu Beginn der Regenzeit und somit des Hochwassers (Dauer von September bis Dezember) flussaufwärts in kleinere Zuflüsse und Überschwemmungsgebiete, um abzulaichen. Die Laichzeit dauert von Dezember bis Januar. Wo genau sie ablaichen, ist unbekannt.

Die Eier werden ins freie Wasser abgegeben. Hier schwellen sie an und schweben durchs Wasser. Es wird angenommen, dass die Embryos so von der Wasserströmung mitgetragen werden. Die pelagisch lebende Larve ernährend sich von Mikroorganismen. Haben sich die Schwimmblasen gefüllt und das Farbmuster entwickelt, wechseln die Jungtiere zur bodenorientierten Lebensweise in den Überflutungsgebieten (Slembrouk 2012, Evers, 2019).

Schlafverhalten

Prachtschmerlen schlafen vor allem nachts. Sie halten sich dazu am Boden auf und legen sich auf die Seite. Sie verharren dabei an Ort und Stelle. Der Zebrafisch (Danio rerio) beispielsweise schläft auch, allerdings bewegt er sich dabei langsam fort. Prachtschmerlen können bis zu 2.5 Stunden so verharren. Man vermutet, dass das Schlafverhalten unter einer starken circadianen Kontrolle steht, das heisst, es ist abhängig von einer inneren biologischen Uhr (Bitsikas 2024).

Die Prachtschmerle ist eine der Süsswasser-Aquarienfischarten, die noch immer aus Wildfang stammt. Denn bisher liess sich diese Art nicht züchten (siehe Zucht). Für den Handel werden die Jungtiere gefangen, wenn sie von ihren Kinderstuben flussabwärts schwimmen. In Indonesien ist der Fang und Handel mit den Jungtieren gebietsweise eine wichtige Einkommensquelle. Im Jahr 2009 wurden geschätzte 50 Millionen Jungtiere von 4 bis 5 cm Grösse exportiert (Legendre 2012).

Gefährdung

Wie stark die Prachtschmerle in ihren Beständen gefährdet ist, ist unklar. Es besteht jedoch die Auffassung, dass zu viele Jungtiere aus den natürlichen Gewässern entnommen werden und dies die Bestände gefährdet (FAO 2010). Zusätzlich setzt den Fischen die Zerstörung des Lebensraums durch Gewässerverschmutzung oder durch das Anlegen von Gummibaum- oder Palmölplantagen zu.

Fangtechnik

Eine weitere Problematik ist, dass mit der Fangtechnik mit Röhren, die für den Fang von jungen Prachtschmerlen eingesetzt wird. Dabei wird ausgenutzt, dass Prachtschmerlen sich nachts zum Schlafen gerne in Unterschlupfen verstecken und so einfach gefangen werden können (Evers 2019). Auf diese Weise werden jedoch auch viele andere Arten mitgefangen. Viele davon sind für den Handel nicht geeignet und enden als Ausschuss. Zudem ist davon auszugehen, dass viele der Jungtiere durch die Behändigung und auf dem Transport sterben (Legendre 2012). Eine weitere Fangmethode ist das Einsammeln der Larven, die dann aufgezogen und verkauft werden (Evers 2019).

Empfehlung

Aufgrund der Wildfang-Problematik ist bei dieser Art besonders zu empfehlen, sich in einem Fischtierheim oder bei anderen AquarianerInnen zu erkundigen, ob man eine Gruppe übernehmen kann.

Obwohl die Prachtschmerle so häufig als Aquarienfisch gehalten wird, ist sehr weingi über ihre Biologie und insbesondere Fortpflanzungsbiologie und die Anforderungen an die Wasserchemie bekannt. Dies hat auch dazu geführt, dass die Zuchtversuche bis auf wenige anekdotische Berichte lange nicht erfolgreich waren. Erst in neuerer Zeit ist einer Gruppe von Forschern die Zucht mit grossem Aufwand und unter Einsatz von Hormonen gelungen. Das Vorhaben soll patentiert werden. Das Verfahren wurde weiter verfeinert, was dazu führte, dass der Preis für diese Art wieder sand (Evers 2019).

Ansätze für eine Zucht ohne Hormone bestehen. Dabei wird versucht, die natürlichen Bedingungen (Wasserstand, Strömung, Licht, Temperatur, pH) zu simulieren und die Tiere so zum Ablaichen zu bewegen (Sandberg 2016).

Lebensraum der Prachtschmerle

Der natürliche Lebensraum der Prachtschmerle: Uferzone des Kapuas auf Kalimantan.

Bildgrösse
gross

Prachtschmerlen verschiedener Grösse schwimmen in einem grossen Aquarium zusammen mit Pangasius (Pangasius hypophthalmus) und Schwanenfelds Barbe (Barbus schwanenfeldii).

Monographie

Jürgen Schmidt, 2009. Prachtschmerlen - Chromobotia macracanthus und weitere beliebte Arten. Natur und Tier - Verlag GmbH.

Literatur

Bitsikas, V., Cubizolles, F., & Schier, A. F. (2024). A vertebrate family without a functional Hypocretin/Orexin arousal system. Current Biology. (abstract)
Evers, H. -G., Pinnegar, J. K., & Taylor, M. I. (2019). Where are they all from? – sources and sustainability in the ornamental freshwater fish trade. Journal Of Fish Biology. (abstract)
Sandberg, M. (2016). Pilot study: Is it possible to get Clown loach, Chromobotia macracanthus, ready to spawn in aquariums? (S. 14). In (S. 14). Halmstad University, Sweden.
Slembrouck, J., Priyadi, A., Permana, A., Ginanjar, R., Baras, E., Satyani, D., et al. (2012). Biology and culture of the clown loach Chromobotia macracanthus (Cypriniformes, Cobitidae): 2-Importance of water movement and temperature during egg incubation. Aquatic Living Resources, 25, 109-118. (abstract)
Legendre, M., Satyani, D., Subandiyah, S., Pouyaud, L., Baras, E., & Slembrouck, J. (2012). Biology and culture of the clown loach Chromobotia macracanthus (Cypriniformes, Cobitidae): 1-Hormonal induced breeding, unusual latency response and egg production in two populations from Sumatra and Borneo Islands. Aquatic Living Resources, 25, 95-108. (abstract)
Baras, E., Ginanjar, R., Ahmad, M., Permana, A., Priyadi, A., Legendre, M., et al. (2012). Biology and culture of the clown loach Chromobotia macracanthus (Cypriniformes, Cobitidae): 4-Thermal biology of embryos and larvae. Aquatic Living Resources, 25, 131-142. (abstract)
Sudarto, S., Hidonis, K., & Paradis, E. (2008). Genetic differentiation among populations of Chromobotia macracanthus Bleeker from Sumatra and Kalimantan based on sequencing gene of MtDNA cytochrome B and nucleus DNA RAG2. Indonesian Aquaculture Journal, 3, 107-117.
Šlechtová, V., Bohlen, J., Freyhof, J., & Ráb, P. (2006). Molecular phylogeny of the Southeast Asian freshwater fish family Botiidae (Teleostei: Cobitoidea) and the origin of polyploidy in their evolution. Molecular Phylogenetics And Evolution, 39, 529-541. (abstract)
Ng, P. K. L., & Tan, H. H. (1997). Freshwater fishes of Southeast Asia: potential for the aquarium fish trade and conservation issues. Aquarium Sciences And Conservation, 1, 79-90. (abstract)