Aquarium - Unterwasserwelt

Anreicherung von Laboraquarien möglich und nötig

Die meisten Laborfische werden in standardisierte Kleinaquarien ohne Strukturen gehalten. Haben die in der Forschung äusserst beliebten Zebrafische jedoch die Wahl, halten sie sich bevorzugt in einer strukturierten Umgebung auf (Schroeder et al, 2014).

Bei der Haltung von Laborfischen stehen häufig die gesundheitlichen Aspekte und die Hygiene im Vordergrund, nicht aber, dass die Fische ihr natürliches Verhalten im Aquarium ausleben können. Aus bisherigen Studien weiss man, dass auch Labortiere natürliche Verhaltensweisen zeigen, wenn man ihnen die geeigneten Reize oder Ressourcen (Environmental Enrichment) anbietet. Zudem helfen angereicherte Gehege, Verhaltensstörungen und Stress zu reduzieren oder gar zu vermeiden. Welche Art Einrichtung Tiere bevorzugen, kann man in Wahlversuche herausfinden.

In dieser Studie wurde untersucht, ob Zebrafische (Danio rerio) eine Vorliebe für in Aquarien üblicherweise eingesetzte Strukturen haben. Dazu teilten sie die Aquarien mit einer Plastikwand in zwei gleich grosse Abteile. Während das eine Abteil leer blieb (Standardbedingung Labor), wurde das andere Abteil entweder mit einem Substrat (Kies, Sand oder Bilder davon), künstliche Unterwasser- bzw. Schwimmpflanzen oder Ausströmer angereichtert (Environmental Enrichment). In weiteren Kombinationen wurde Sand gegen Kies, die Unterwasser- gegen Schwimmpflanzen sowie Kies plus Pflanzen gegen Sand plus Pflanzen getestet.

Die Autoren vermuteten, dass das Geschlecht sowie die sozialen Beziehungen (Dominanz) einen Einfluss auf das Wahlverhalten haben könnten. Daher testeten sie die Fische sowohl in Paaren als auch in gemischtgeschlechtlichen Gruppen, die acht Individuen umfassten.

Die Resultate zeigten, dass die Zebrafische durchaus eine Wahl treffen. Sie bevorzugten klar die strukturierte Umgebung gegenüber den restriktiven Standardbedingungen der Laborhaltung. Einen Einfluss auf die Wahl hatte jedoch, ob die Zebrafische in Paaren oder in Gruppen gehalten wurden. Bei den getesteten Paaren entwickelte sich eine Dominanzbeziehung. Das dominante Individuum hielt sich jeweils im bevorzugten Bereich mit der Struktur auf, während das untergeordnete Individuum ins leere Abteil gedrängt wurde.

Bei den Gruppen wurde die Vorliebe von der Art der Struktur beeinflusst, nicht aber vom Geschlecht. Hier zeigten die Fische auch eine starke Vorliebe für Kies, ob allein angeboten oder in Kombination mit den verschiedenen Pflanzentypen. Kies weist verschiedene Vorteile auf: Es verschafft den Fischen Tarnung gegenüber Fressfeinden, sie können darin Futter suchen oder ablaichen. Beide Pflanzenarten waren sowohl bei den Männchen als auch den Weibchen beliebt, wobei die Männchen die Schwimmpflanzen den Unterwasserpflanzen gegenüber bevorzugten.  Interessanterweise mieden die Zebrafische die Ausströmer. Eine mögliche Erklärung ist, dass sie Angst davor hatten oder es sie Energie kostete, sich in ihrer Nähe aufzuhalten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass bei Zebrafischen die soziale Zusammensetzung und die Rolle der Geschlechter in kleinen Gruppen in der Haltung und der Einrichtung von Aquarien berücksichtigt werden muss. Zudem sollte die Anreicherung des Aquariums auch in der Laborhaltung eine wichtige Rolle spielen. Die in diesem Testversuch eingesetzten künstlichen Pflanzen und die Kiesbilder könnten die Anforderungen einer Laborhaltung bezüglich Hygiene erfüllen.

Die gezeigte Vorliebe für Strukturen deutet darauf hin, dass Zebrafische ein starkes Bedürfnis nach Strukturen haben. Möglicherweise ist daher das Wohlbefinden der Zebrafische in den unstrukturierten Standardaquarien beeinträchtigt. Die Autoren machen darauf aufmerksam, dass zusätzliche physiologische Untersuchungen helfen könnten, die Erkenntnisse aus diesem Wahlversuch zu vervollständigen.

Literatur

Schroeder, P., Jones, S., Young, I. S., & Sneddon, L. U. (2014). What do zebrafish want? Impact of social grouping, dominance and gender on preference for enrichment. Lab Anim, 48, 328-37. (abstract)