Marine Unterwasserwelt mit verschiedenen Fischarten

Seegraswiesen sind ein Hotspot der Artenvielfalt

Seegraswiesen erbringen wertvolle Ökosystemleistungen. Sie bieten unzähligen Arten einen Lebensraum, speichern Kohlestoff sehr effektiv und schützen die Küsten vor Erosion. Doch in den letzten Jahren haben sie stark gelitten und viele der Wiesen sind verschwunden.

Seegräser sind die einzigen Blütenpflanzen, die im Salzwasser leben. Sie gehören zu den Seegrasgewächsen (Zosteracea). Im Gegensatz zum Seetang, der zu den Algen gehört, entwickeln sie Wurzeln, Blüten und Samen. In Küstenregionen bilden sie grosse Wiesen aus, die ein Hotspot der Artenvielfalt sind. Tausende Arten nutzen sie als Lebensraum. Für Fische sind sie eine ideale Kinderstube, wie zum Beispiel für Seenadeln (Syngnathidae). Darüber hinaus bieten sie auch vielen anderen Meerestieren von Muscheln über Krebse bis hin zu Schildkröten Nahrung, Verstecke und Jagdreviere. Eine wichtige Rolle in diesem System spielen Seesterne. Sie befreien die Wiesen von Aas und halten Muschelbestände in Schach. 

Enorm effektive Kohlenstoffspeicher

Da die Gräser Photosynthese betreiben, sind sie auf genug Sonnenlicht angewiesen. Das Kohlendioxid für diesen Prozess nehmen sie aus dem Wasser auf und lagern es wie die Landpflanzen als Kohlenstoff in die Blätter und Wurzeln ein. Anders hingegen verläuft im Meer der Abbau der Gräser. Da es am Meeresgrund an Sauerstoff mangelt, werden die absterbenden Pflanzenteile nicht von Mikroorganismen abgebaut, sondern bleiben vollständig erhalten und sammeln sich im Boden unter den Seegraswiesen an. Auf diese Weise wird der Meeresboden mit Kohlenstoff angereichert. Berechnungen zufolge sind es zwischen 2.7 Kilogramm bis zu 26.5 Kilogramm pro Quadratmeter. Ein Vergleich verdeutlicht, wie effektiv sie dabei sind: Sie speichern 35-mal so viel Kohlenstoff wie ein tropischer Regenwald auf der gleichen Fläche. Allerdings rangieren Wälder als Kohlenstoffsenken immer noch weit vor den Seegraswiesen, da diese längst nicht so viel Fläche bedecken wie die Wälder.

Besorgniserregendes Sterben der Wiesen

Seegraswiesen erbringen weitere Leistungen, indem sie die Küsten mit ihrem dichten Wurzelwerk schützen. Die Wurzeln sind fest im Meeresboden verankert und stabilisieren dadurch den sandigen Boden und mildern den Wellengang ab. Zudem verbessern sie die Wasserqualität, indem sie Schadstoffe und Krankheitserreger eliminieren. Allerdings sind immer mehr Seegraswiesen in den letzten Jahren verschwunden und damit gehen auch ihre wichtigen Funktionen verloren. Überdüngung, die starke Nutzung der Küsten durch den Menschen und insbesondere die Klimaerhitzung zerstören diesen einzigartigen Lebensraum. Doch es gibt immer mehr Projekte wie zum Beispiel das Forschungsprojekt SeaStore in der Ostsee, in denen versucht wird, Seegraswiesen zu renaturieren.

Benutzte Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

 

Seegraswiesen sind Lebensraum für zahlreiche Meereslebewesen, darunter Meeresschildkröten. 
© Salomé Stauffer / fischwissen.ch