Aquarium - Unterwasserwelt

Gruppenhaltung von Siamesischen Kampffischen

Die künstliche Auswahl bei Kampffischen hat im Vergleich zur Wildform zu aggressiveren Formen geführt. Dennoch kann man sie in Gruppen halten, wenn man ihnen die richtige Umgebung schafft (Goldstein, 1975).

In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, in einer naturnahen Umwelt eine Gruppenhaltung von Kampffischen zu etablieren, so dass die Fische sich frei fortpflanzen können. Das Ziel war, eine stabile Population von Kampffischen aufzubauen, die aus weniger aggressiven Individuen besteht als die in der Forschung normalerweise verwendeten Kampffische.

Versuchsanordnung: Grosse Aquarium

Dazu wurde ein Aquarium eingerichtet, das zum einen genügend Schwimmraum aufwies und einen strukturierten Lebensraum simulierte. Das Aquarium hatte eine L-förmige Form und war reichlich bepflanzt. Die Arme hatten die Masse 229 x 38 x 51 cm. Alle Fische wurden in einer Zoohandlung gekauft und waren ca. 8 Monate alt.

In einem ersten Schritt wurden zwei gleich grosse Männchen in je einem der Arme eingesetzt. War keines der Männchen komplett eingeschüchtert (unbeweglich, keine Futteraufnahme mehr), wurde ein drittes Männchen eingesetzt. War diese Konstellation stabil, wurde ein Weibchen eingesetzt. Danach wurden in unregelmässigen Abstanden männliche und weibliche Individuen eingesetzt. Das Aggressionsverhalten wurde systematisch erhoben. Eine stabile Grösse war bei sieben Männchen und zehn Weibchen erreicht. In dieser Zusammensetzung gab es während der folgenden sechs Monate keine Verluste durch Kämpfe.

Versuchsanordnung: Kleines Aquarium

In einem zweiten Experiment wurden Daten zu Kämpfen in einem kleinen Aquarium aufgenommen. Die 6.5 Liter Aquarien waren durch eine undurchsichtige Plexiglasscheibe unterteilt, die zu Testbeginn entfernt wurde, so dass die zuvor eingesetzten Männchen direkten Kontakt zueinander hatten. Die Anordnung simuliert die übliche Haltung im Labor. Sie ist aber auch häufig in der privaten Aquaristik anzutreffen.

Wo Platz ist, herrscht Friede

Im kleinen Aquarium kämpften die Männchen durchschnittlich viel länger (60 Minuten) als im grossen Aquarium, wo kein Kampf länger als 10 Minuten dauerte. Auch trat in den kleinen Aquarium das Verhalten „Maulbeissen“ viel häufiger auf als im grossen, wo es selten auftrat. In den meisten Fällen gingen die Aggressionen im grossen Aquarium von den neu dazugesetzten Individuen aus. Das Kampfverhalten beschränkte sich meist auf aggressives Drohen und einen kurzen Kampf, der durch den Rückzug eines Individuums beendet wurde. Die Weibchen zeigten zwar häufig kurzes Drohverhalten, aber sie kämpften nie miteinander. Auch zwischen Weibchen und Männchen gab es keine aggressiven Interaktionen.

Naturnahe, grosszügige Bedingungen schaffen

Die Beobachtungen zeigen, dass männliche und weibliche Kampffische zusammen gehalten werden können. Allerdings müssen verschiedene Aspekte beachtet werden. Genügend Platz ermöglicht es den Fischen, einander auszuweichen. Die in den Auseinandersetzungen unterlegenen Individuen müssen sich zurückziehen können, bevor es zum Kampf kommt. Es scheint, dass unterwürfiges Verhalten wie beispielsweise Ausbleichen besänftigend auf das dominante Tier wirkt und dieses so das Interesse an einem Kampf verliert. Naturnahe Bedingungen in einem genügend grossen Aquarium können also aggressive Auseinandersetzung in einem Masse reduzieren, dass eine Gruppenhaltung von Siamesischen Kampffischen möglich ist.

Literatur

Goldstein, S. R. (1975). Observations on the establishment of a stable community of adult male and female siamese fighting fish (Betta splendens). Animal Behaviour, 23, Part 1, 179-185. (abstract)