Aquarium - Unterwasserwelt

Geheimnis um wandernde Aale gelüftet

Zum ersten Mal konnten Forscher:innen eine der unglaublichsten Wanderungen im Tierreich direkt verfolgen. Sie rüsteten erwachsene Aale mit Satelliten-Sendern aus und konnten damit das Rätsel um die letzte Etappe der langen Reise der Aale in ihr Laichgebiet lösen. Diese wichtigen Erkenntnisse helfen, diese bedrohte Art zu schützen (Wright et al. 2022).

Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) gehört zu den Wanderfischen und hat unter den Aalen die längste und komplexeste Wanderroute. Er beginnt sein Leben im Meer, wandert als Larve mit der Strömung zu den Meeresküsten und Flussmündungen und verbringt schliesslich seine Wachstumsphase im Süsswasser.

Als erwachsenes Tier schwimmt er für die Fortpflanzung wieder Tausende von Kilometern zurück Richtung Sargassosee. Die genaue Route wurde allerdings nie restlos geklärt. Frühere Studien haben erwachsene Aale bis zu den Azoren verfolgt, aber von dort aus verliert sich die Spur.

Satelliten-Sender zeichnen Wanderung auf

Dass Aale sich in der Sargassosee fortpflanzen, einem Meeresgebiet im Atlantik östlich von Florida, war allerdings bislang nur eine Vermutung. Man hatte zwar in diesem Gebiet Fischlarven beobachtet. Allerdings fand man bisher weder Eier, noch konnte man sich paarende Aale beobachten. Ihre Fortpflanzung blieb daher ein Geheimnis.

Nun haben Forscher:innen zum ersten Mal direkt nachweisen können, dass erwachsene Aale tatsächlich in die Sargassosee wandern, um sich vermutlich dort fortzupflanzen. Dazu hatte die Forschergruppe 26 erwachsene Aale in Flüssen auf den Azoren gefangen und mit speziellen Sendern für Meerestiere versehen, sogenannte pop-up Satelliten-Sender. Anhand der Daten konnten sie die Wanderrouten verfolgen und aufzeigen, dass die Aale mit einer Geschwindigkeit zwischen drei und zwölf Kilometern pro Tag ihre kilometerlange Reise Richtung Sargassosee zurücklegen.

Artenschutzmassnahmen sind dringend

Die Aale haben seit den 1980er Jahren bei der Zuwanderung von Jungtieren einen dramatischen Verlust von 95 % erlitten. Die IUCN hat die Art auf der Roten Liste als akut gefährdet eingestuft. Vermutet wird, dass auch Faktoren während der Lebensphase im Meer zu diesem Rückgang beitragen. Diese Arbeit zum Wanderverhalten der Aale ist ein wichtiges Puzzleteil im Bestreben, den Lebenszyklus dieser aussergewöhnlichen Fischart besser zu verstehen und sie somit besser schützen zu können.

Aal mit einem Sender schwimmend

Ein erwachsener Europäischer Aal, der auf den Azoren gefangen und mit einem speziellen Sender ausgerüstet wurde. Die Sender lieferten wertvolle Daten, die zeigten, dass die Aale tatsächlich wie vermutet bis zur Sargassosee schwimmen.

Bildgrösse
gross

Literatur

Wright, R. M., Piper, A. T., Aarestrup, K., Azevedo, J. M. N., Cowan, G., Don, A., et al. (2022). First direct evidence of adult European eels migrating to their breeding place in the Sargasso Sea. Sci Rep, 12, 15362. (abstract)