In Tests zum Gemütszustand von Tieren macht man sich ihr Erinnerungsvermögen zunutze. Sich an positive oder negative Situationen erinnern zu können, ist überlebenswichtig für Tiere. Die Methode der konditionierten Ortspräferenz bzw. Ortvermeidung wird angewendet, um belohnende oder unangenehme Wirkungen von Substanzen oder Umweltreizen zu testen. In Tests mit Fischen werden diese in bestimmen Bereichen des Aquariums abgegeben.
In einer Studie an Goldbrassen (Sparus aurata) wurde untersucht, ob sich diese Methode eignet, um zu untersuchen, welchen Wert (positiv/negativ) sie bestimmten Umweltreizen zumessen. Als positiver Reiz wurde Futter, als negativer Reiz "Jagen mit dem Netz" verwendet. Die gemessenen Verhaltensindikatoren waren die Distanz, die die Fische zurücklegten, sowie die Schwimmaktivität. Als physiologische Indikatoren wurden die Spiegel von Cortisol, Glukose und Laktat im Blut erhoben.
Auf den positiven Reiz reagierten die Fische mit einer verstärkten Präferenz für den Ort, wo der positive Reiz (Futter) abgeben wurde und. Zudem schwammen sie längere Strecken in diesem Bereich. Die Fische, die dem negativen Reiz ausgesetzt waren, hielten sich weniger in diesem Bereich auf, legten längere Strecken im Bereich ohne negativen Reiz zurück und zeigten einen erhöhnte Cortisolspiegel.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass sich diese Methode auch bei Fischen anwenden lässt und man mit diesen Verhaltens- und physiologischen Indikatoren indirekt auf den Gemütszustand der Fische schliessen kann. Zudem konnten sie zeigen, dass die Goldbrassen sich an positive bzw. negative Reize erinnern und entsprechend reagieren können.