Medaka

Medaka

Oryzias latipes
In Japan wird der Medaka schon lange als Aquarienfisch gepflegt und gezüchtet. Er lässt sich sowohl in Aquarien als auch in Teichen halten. Zudem hat er sich analog zum Zebrafisch zu einem wichtigen Modellorganismus in der biologischen Grundlagenforschung entwickelt.

Der Medaka hat ein friedliches Wesen und kann sich an verschiedene Wasserbedingungen anpassen. Dennoch braucht auch er eine sorgfältige Pflege. Trotz der langjährigen Verwendung des Medakas in zahlreichen biologischen Forschungsgebieten gibt es kaum Studien zu seinem natürlichen Verhalten und zur Ökologie. Japanische Forscher haben ein paar wenige Studien veröffentlicht, leider lediglich auf Japanisch.

Medakas sind kleine Fische. Doch wie allen Fische kommt ihnen eine Haltung in einem grosszügigen Aquarium zugute, gerade auch weil sie agile, schwimmfreudige Fische sind.

Gruppengrösse: Medakas sind Gruppenfische und sollten daher in Gruppen von mind. 8 - 10 Tieren gehalten werden.

Einrichtung: Das Aquarium sollte mit viel Holzwurzeln und Pflanzen eingerichtet sein, wo sie sich verstecken können. Da Medakas schwimmfreudig sind, sollte auch genügend Schwimmraum vorhanden sein. Der Bodengrund sollte dunkel sein.

Wasserwerte: pH 6.5 - 8, Gesamthärte 10-25 °dGH , Temperatur 15 - 28 °C

Fütterung: Medakas haben kleine Mäuler, daher sollte feines Futter gefüttert werden. Sie mögen Flockenfutter, gefriergetrocknete Mückenlarven, Tubifex und Artemia, Cyclops, Wasserflöhe und als Zusatz Spirulina- und Chlorella-Pulver. Futter, das schnell absinkt, ist ungeeignet, da Medakas das Futter vorzugsweise an der Wasseroberfläche aufnehmen.

Vergesellschaftung: Mit anderen kleinen, friedlichen Fischarten, Zwerggarnelen.

Fortpflanzung: Medakas vermehren sich relativ einfach. Sie laichen gerne in feinen Wasserpflanzen ab.

Zuchtformen: Durch die langjährige Zucht vor allem auch in Japan sind viele Zuchtformen mit verschiedenen Farben entstanden. Auch Schleierformen gibt es vom Medaka. Wie immer sei geraten, die Wildform zu halten.

Teichhaltung: Bei Medakas wird oft eine Haltung in Miniteichen erwähnt. Allerdings sind Medakas nicht winterhart und müssen bei kälteren Temperaturen drinnen gehalten werden. Daher muss eine Haltung im Teich gut überlegt und natürlich artgerecht sein. In einen grösseren Gartenteich gehören sie nicht, da sie dort schwierig einzufangen sind!

Taxonomie

Der Medaka (auch Japan-Reiskärpfling oder Reisfisch) ist ein Süsswasserfisch und gehört zur Familie der Reisfische (Adrianichthyidae). Sein Name deutet auf den Lebensraum hin, in dem er häufig vorkommt: Reisfelder.

Merkmale

Medakas sind eher kleine Fische von 20 bis 40mm Länge. Männchen weisen grössere Anal- und Rückenflossen auf als die Weibchen. Wilde Medakas werden kaum älter als ein Jahr, unter Laborbedingungen können sie allerdings bis zu fünf Jahre alt werden. Medakas existieren in verschiedenen Farbvarianten, natürlichen und gezüchteten.

Verbreitung

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Medakas ist Japan, Korea, Taiwan und China, von den Tropen bis zu den gemässigten Zonen. Die Art wurde erstmals 1850 beschrieben. In Japan ist der einst weit verbreitete Fisch in seinem natürlichen Bestand gefährdet, weil sich die Bewirtschaftung der Reisfelder verändert hat.

Medakas leben in langsam fliessenden oder stehenden Süss- oder Brackgewässer wie Reisfelder, Teiche, Sumpfgebiete oder Bäche im Tiefland. Auch in Gezeitentümpel sind sie teilweise zu finden. In den Gewässern wachsen Wasserpflanzen, die unter anderem für das Ablaichen wichtig sind, aber auch Schutz bieten. Die Temperaturen der Gewässer bewegen sich im natürlichen Verbreitungsgebiet der Medakas zwischen 1 und 38 Grad. Er lässt sich deshalb sowohl in Aussen- als auch Innenaquarien halten und züchten.

Medakas haben eine breite Nahrungspalette und ernähren sich von Zoo- und Phytoplankton.

Medakas sind meist in kleinen Gruppen unterwegs.

Fortpflanzung und Entwicklung der Larven

Die Fortpflanzung erfolgt von April bis Oktober, wobei zwei Generationen pro Saison entstehen. Die Paarung erfolgt meist bei Sonnenaufgang und dauert ca. eine Stunde.

Beim Paarungsverhalten zeigen die Fische typische Verhaltensweisen. Das Männchen umkreist das Weibchen in ritualisierter Form. Ist das Weibchen paarungsbereit, bleibt es reglos stehen und die Paarung kann erfolgen.

Die Befruchtung der Eier geschieht extern. Das Weibchen trägt die befruchteten Eier noch eine zeitlang am Bauch und streift sie dann in Ballen an den Wasserpflanzen ab. Das Weibchen laicht täglich ab. Sowohl die Eier als auch die Embryos sind durchsichtig.

Die Entwicklung verläuft schnell, bereits nach sieben Tagen schlüpfen die Jungtiere, die sich dann selbständig ernähren und heranwachsen. Die Geschlechtsreife wird im Alter von 10 bis 12 Wochen erreicht.

Der Medaka hat sich analog zum Zebrafisch zu einem Standard-Modelltier in der Grundlagenforschung entwickelt. Vor allem in Japan wurde seine Physiologie, Embryologie und Genetik während Jahrzehnten intensiv erforscht. Auch in der Toxikologie und Krebsforschung wird er eingesetzt.

Der Medaka soll nach Einschätzung von Forschern noch einfacher zu halten und weniger empfindlich gegenüber Krankheiten sein als der Zebrafisch. Weitere Vorteile seien sein friedliches Wesen und seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Wasserbedingungen. 

Der Medaka weist wie der Zebrafisch einige wichtige Merkmale auf, die ihn für die Forschung sehr geeignet machen: Er ist klein, seine Eier und Embryos sind durchsichtig, er wächst sehr schnell und hat eine hohe Reproduktionsrate. Er soll nach Einschätzung von Forschern noch einfacher zu halten und weniger empfindlich gegenüber Krankheiten sein als der Zebrafisch.

Für die genetische Forschung hat der Medaka gegenüber dem Zebrafisch einige Vorteile. Der Medaka besteht ursprünglich aus vier Hauptpopulationen, die aber alle zur Art Oryzias latipes gehören. Sie sind jedoch stark polymorph und somit genetisch sehr variabel. Es wurden zahlreiche spontane Mutationen gefunden, meist Farbmutationen. Es gibt den braunen Wildtyp sowie verschiedene Farbformen, die auch durch die Domestikation entstanden. Inzwischen gibt es viele polymorphe Inzuchtlinien, die für die Kartierung des Genoms eingesetzt wurden. Weitere Vorteile sind sein um die Hälfte kleineres Genom (700 Mb) und seine höhere Temperaturtoleranz (6 bis 40 Grad), was bei der Embryonalentwicklung gezielt eingesetzt werden kann. Die vielen polymorphen Inzuchtlinien und das kleinere Genom haben die Erforschung von Mutationen und die Entschlüsselung des Medaka-Genoms erleichtert.

Das 2002 gestartete Projekt zur Entschlüsselung des Medaka-Genoms konnte 2007 erfolgreich abgeschlossen werden (Kasahara, 2007). Der Medaka war die erste Fischart, bei der die stabile Integration von artfremder genetischer Information ins Genom gelang (Transgenese).

Im Unterschied zum Zebrafisch besitzt der Medaka ein klar definiertes Geschlechtschromosom. Daher können am Medaka gut geschlechtsbestimmende Mechanismen erforscht werden.

Trotz der langjährigen Verwendung des Medakas in zahlreichen biologischen Forschungsgebieten gibt es kaum Studien zu seinem natürlichen Verhalten und zur Ökologie. Japanische Forscher haben ein paar wenige Studien veröffentlicht, leider lediglich auf Japanisch.

Literatur

Murata, K., Kinoshita, M., Naruse, K., Tanaka, M., & Kamei, Y. (2019). Reproductive Behavior of Wild Japanese Medaka. In Medaka: Biology, Management, and Experimental Protocols, Volume 2 (S. 205-213). John Wiley & Sons. (abstract)
Takeda, H., Shimada, A., Campbell, A., Lichten, M., & Schupbach, G. (2010). The Art of Medaka Genetics and Genomics: What Makes Them So Unique?. In Annual Review of Genetics, Vol 44 (Bd. 44, S. 217-241). Palo Alto: Annual Reviews. (abstract)
Kasahara, M., Naruse, K., Sasaki, S., Nakatani, Y., Qu, W., Ahsan, B., et al. (2007). The medaka draft genome and insights into vertebrate genome evolution. Nature, 447, 714-719. (abstract)
Shima, A., & Mitani, H. (2004). Medaka as a research organism: past, present and future. Mechanisms Of Development, 121, 599-604. (abstract)
Wittbrodt, J., Shima, A., & Schartl, M. (2002). Medaka - A model organism from the Far East. Nature Reviews Genetics, 3, 53-64. (abstract)
Grant, J. W. A., & Green, L. D. (1996). Mate copying versus preference for actively courting males by female Japanese medaka (Oryzias latipes). Behavioral Ecology, 7, 165-167. (abstract)
Yamamoto, T. (1975). Medaka (Killifish): Biology and Strains. Keigaku Publishing Co., Tokyo.