Aquarium - Unterwasserwelt

Zebrafischlarven mögen es bunt

Damit sich Fische gut entwickeln, brauchen sie eine anregende Umgebung. Im Wahlversuch reagierten bereits vier Tage alte Larven positiv auf farbige Objekte. Solche physischen Strukturen wirken stimulierend auf ihr Schwimmverhalten und damit auch auf ihre kognitiven Fähigkeiten (Gatto et al 2025).  

In Laborhaltungen werden Zebrafischlarven (Danio rerio) üblicherweise in kleinen Behältern, wie zum Beispiel Petrischalen, aufgezogen, ohne Strukturen und Umgebungsreize. Diverse Studien haben jedoch gezeigt, dass bereits Zebrafischlarven über gute kognitive Fähigkeiten verfügen und ihre Umgebung differenziert wahrnehmen. Daher müssen die Haltungsbedingungen von Larven überdacht und artgerechter gestaltet werden, indem man in den Behältern Reize anbietet, die Verhalten auslösen können.

Zebralarven brauchen anregende Umgebung

Santacà und Kollegen (2024) konnten in einem Wahlversuch nachweisen, dass bereits fünf Tage alte Larven (5 dpf) eine mit farbigen Legostücken (s. Abbildung 1A) angereicherte gegenüber einer reizlosen Umgebung bevorzugen. Zudem konnten sie zeigen, dass 14 Tage alte Larven, die unter angereicherten Bedingungen aufwuchsen, in einem Test für kognitive Fähigkeiten besser abschnitten und mehr Schwimmverhalten zeigten und erkundungsfreudiger waren, als die unter reizlosen Bedingungen aufgewachsenen Larven.

Vorsichtig neugierig

Es ist bekannt, dass Fische sich gegenüber neuen Objekten ängstlich zeigen können, bevor sie beginnen, diese zu untersuchen (Neophobie). Daher wiederholten Gatto und Kollegen (2025) diesen Wahlversuch mit 4, 5 und 6 Tage alten Zebrafischlarven (siehe Abbildung 1A). Auch diesmal hielten sich die Larven bevorzugt im Bereich mit den farbigen Legostücken auf, und zwar in allen Altersstadien. Allerdings brauchten sie ein paar Minuten, um sich den neuen Strukturen zu nähern, was auf eine kurze neophobe Phase hindeutet. Danach schienen die Legos attraktiv auf die Larven zu wirken, sodass sie sich ihnen näherten. Damit konnte bestätigt werden, dass auch bereits 4 Tage alte Larven (etwa 24 Stunden nach dem Schlüpfen und 100 Stunden nach Beginn der Embryonalentwicklung) Umgebungsreize differenziert wahrnehmen und darauf reagieren. 

Behälter mit den Objekten für Wahlversuch
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Abb. 1. Die verschiedenen Arten der Anreicherung, die in dieser Studie in den Wahlversuchen verwendet wurden. A) farbige Legosteine, B) hochauflösende Bilder der Legosteine, die an den Wänden und am Boden befestigt wurden, C) transparente Legosteine, D) weisse Legosteine. Die Larven hatten jeweils die Wahl zwischen einem Bereich mit Anreicherung und einem ohne Anreicherung bzw. zwischen den verschiedenen Arten der Anreicherung. (© Gatto et al, 2025)

Objekte liefern anregende sensorische Informationen

Bei einer Anreicherung der Umwelt, ist wichtig zu verstehen, welche Sinne durch das gewählte Enrichment angeregt werden. Bei frisch geschlüpften Zebrafischlarven ist das Seitenliniensystem zusammen mit dem Seh- und Geruchssinn bereits funktionsfähig. In weiteren Wahlversuchen zeigte sich, dass die Larven farbige Objekte gegenüber transparenten und weissen Objekten bevorzugten. Fotografien dieser Objekte, die in Form von Plastikfolien an den Wänden und am Boden angebracht waren, waren zwar attraktiver als weisse Wände (siehe Abbildung 1A-D), allerdings bevorzugten die Larven die Legosteine gegenüber den Fotografien. 

Insgesamt scheint das Farbsehen für das Wahrnehmen von Enrichment eine wichtige Rolle zu spielen. Zudem scheinen die Sinne der schwimmenden Larven, insbesondere auch die Seitenlinie, von realen, dreidimensionalen Objekten besser stimuliert zu werden.

Aufzuchtbedingungen müssen verbessert werden

Aus den Erkenntnissen wird klar, dass Zebrafischlarven eine anregende Umgebung brauchen, damit sich ihr Verhalten und ihre kognitiven Fähigkeiten entwickeln können. Diese Studie gibt Hinweise, wie eine Anreicherung ausgestaltet sein könnte. Zebrafische werden sowohl als erwachsene Tiere als auch als Larven sehr häufig in Tierversuchen eingesetzt, insbesondere auch in der Entwicklungs- und Neurobiologie. Umso wichtiger ist, dass sie unter möglichst guten Bedingungen gehalten werden.

Literatur

Gatto, E., Agrillo, C., Dadda, M., & Bisazza, A. (2025). Preference for complex environments in larval zebrafish. Applied Animal Behaviour Science, 292. (abstract)
Santaca, M., Gatto, E., Dadda, M., Bruzzone, M., Dal Maschio, M., & Bisazza, A. (2024). Exploring the Importance of Environmental Complexity for Newly Hatched Zebrafish. Animals (Basel), 14. (abstract)