Fische sind die älteste Tiergruppe unter den Wirbeltieren. Alle Wirbeltiere gehen auf einen fischartigen Vorfahren zurück. Das heisst aber nicht, dass Fische primitiv sind und sich seit ihrer Entstehung nicht weiterentwickelt haben. Im Gegenteil, während ihrer langen Entwicklungszeit haben sie sich an die unterschiedlichsten Umwelt-bedingungen anpassen müssen. Das Resultat ist eine enorme Vielfalt nicht nur an Arten (ca. 30'000), sondern auch an Lebens- und Verhaltensweisen sowie an Fähigkeiten, mit Hilfe derer sie die Herausforderungen in ihrem Lebensraum meistern.
Kein Erbsenhirn
Das Bild vom Fisch als gefühlloses Tier mit Erbsenhirn und Dreisekundengedächtnis, das von seinen Instinkten getrieben ist, ist definitiv veraltet und von der Wissenschaft widerlegt. Wenn man Fische genauer betrachtet und untersucht, stösst man auf Wesen mit höchst differenziertem Verhalten, eleganten Anpassungen und beachtlichem Lernvermögen. Fische weisen komplexe Hirnstrukturen und geistige Fähigkeiten auf, die sie einsetzen, um die Fülle an Informationen aus ihrem Umfeld zu verarbeiten. Sie sind fähig, sich eine Vorstellung von ihrem Lebensraum und ihrem sozialen Umfeld zu machen.
Vielseitig begabt und ganz schön schlau
Fische besitzen ein gutes Erinnerungsvermögen, das vergleichbar ist mit dem vieler anderer Wirbeltiere. Das Fischgehirn weist Ähnlichkeiten mit demjenigen von Säugetieren auf und ist auch ähnlich leistungsstark. Bezüglich Schlauheit können sie es zum Teil durchaus mit Primaten aufnehmen. Es gibt Arten, die komplexe soziale Traditionen entwickelt haben, ihr soziales Umfeld manipulieren, einander täuschen, versöhnlich sind, die bei der Futtersuche, beim Schwimmen im Schwarm, bei der Fortpflanzung oder in der Abwehr von Fressfeinden miteinander kooperieren.