Südamerikanischer Schmetterlingsbuntbarsch

Südamerikanischer Schmetterlingsbuntbarsch

Mikrogeophagus ramirezi

Südamerikanische Schmetterlingsbuntbarsche sind farbenprächtige Fische und daher sehr beliebte Aquarienfische. Sie erreichen eine Grösse von ca. fünf bis sieben Zentimeter, die Männchen sind etwas grösser als das Weibchen. Will man diese Art halten, braucht es eine gewisse Erfahrung in der Aquaristik.

Diese Art eignet sich für ein Artaquarium. Das Mindestvolumen ist 100 Liter (ca. 80Lx35Bx40H cm). Werden mehrere Paare gehalten, muss das Aquarium entsprechend grösser sein und ausreichend Verstecke bieten.

Einrichtung: Schmetterlingsbuntbarsche leben natürlicherweise in der Uferzone der Gewässer in der dichten Vegetation. Das Aquarium bietet Schwimmraum und ist mit Pflanzen und Holzwurzeln einzurichten; Steine sind so zu arrangieren, dass Nischen und Spalten als Rückzugsorte entstehen.

Bodensubstrat: Als Bodengrund verwendet man eher dunklen feinen Sand oder Rundkies, Eichen- oder Buchenblätter können verwendet werden, um die natürlichen Bedingungen am Flussboden nachzuahmen. Die Blätter machen zudem das Wasser weicher und saurer (siehe Wasserqualität).

Beleuchtung: Die Beleuchtung sollte eher gedämpft sein.

Futter: Natürlicherweise ernähren sie sich von wirbellosen Tieren, die sie aus den Sedimenten picken. Im Aquarium füttert man sie in kleinen Portionen mit hochwertigem Flockenfutter und Lebend- oder Frostfutter (Artemien, Daphnien, Mückenlarven).

Wasserqualität: Schmetterlingsbuntbarsche sind sehr empfindlich auf schlechte Wasserqualität und brauchen immer sehr sauberes Wasser! Der Wasserwechsel muss daher wöchentlich erfolgen.

Wasserwerte: Weiches, saures Wasser mit pH 5 - 6, Gesamthärte 2-10 °dGH, Temperaturen 27° - 30°C

Vergesellschaftung: Schmetterlingsbuntbarsche sind grundsätzlich friedfertige Fische. Aggressives Verhalten richtet sich vorwiegend gegen Artgenossen. Sie dürfen nicht mit aggressiven und ungestümen anderen Buntbarscharten oder grösseren Barben gehalten werden. Eine gemeinsame Haltung mit kleineren Salmlerarten wie Neonsalmler oder Kardinal oder kleinen ruhigen Barbenarten ist möglich.

Empfehlenswert ist, die Schmetterlingsbuntbarsche bei einem lokalen Züchter zu kaufen und die Wildform zu wählen.

Taxonomie

Der Südamerikanische Schmetterlingsbuntbarsch gehört zur Familie der Buntbarschen (Cichlidae). In der Gattung Mikrogeophagus gibt es nur zwei bisher beschriebenen Arten: M. ramirezi und M. altispinosus (Bolivianischer Schmetterlingsbuntbarsch).

Merkmale

Die Geschlechter unterscheiden sich nur wenig. Erwachsene Männchen haben einen verlängerten Flossenstrahl an der Rückflosse. Die Weibchen haben während der Fortpflanzungszeit einen rosa bis rot gefärbten Bauch. Als Jungtiere können die Geschlechter nicht unterschieden werden.

Der Körper zeigt eine helle olivbraune Farbe, fünf oder sechs vertikale schwarze Bänder sowie ein schwarzes Band am Kopf, das durch das rot gefärbte Auge verläuft. Die Schuppen schillern blau und auch die Flossen tragen schillernde blaue Flecken.

Verbreitung

Schmetterlingsbuntbarsche kommen natürlicherweise im savannenartigen Entwässerungsgebiet des Orinoco in Venezuela und Kolumbien vor sowie im oberen Bereich des Orinoco-Deltas.

Schmetterlingsbuntbarsche leben in den Uferzonen zwischen der dichten Vegetation. Wasserpflanzen und die überflutete Vegetation sowie abgebrochene Äste, Stämme und Wurzeln bilden eine reich strukturierte Uferzone und bieten Lebensraum für die Fische und ihren Nachwuchs, die hier Nahrung und Schutz vor Räubern finden. Für die Fressfeinde ist es schwierig, sie in diesem Gewirr aus Verstecken zu erwischen.

Schmetterlingsbuntbarsche ernähren sich von wirbellosen Tieren (Makroinvertebraten), nach denen sie in den Ablagerungen am Boden, beispielsweise Sand, Schlick oder Detritus (abgestorbenes organisches Material), suchen. Dabei saugen oder schöpfen sie das Sediment in das Maul. Im Mundrachenraum sieben sie das unverdauliche Material aus, das sie via Maul oder Kiemen wieder ausstossen, und die Nahrung wird geschluckt.

Das Fressverhalten lässt sich von der Morphologie des Schädels ableiten. Die Schmetterlingsbuntbarsche haben relativ kurze Schnauzen und ein kleines Maul. Damit können sie die Oberfläche und die oberen Schichten der Sedimente nach Nahrung absuchen, im Gegensatz zu Arten, die mit grösseren Mäulern in tiefere Schichten vordringen können.

Schmetterlingsbuntbarsche leben in Paaren. Weibchen und Männchen verteidigen das Territorium und die Brut. Sie laichen auf Steinen, Blättern oder auf dem Bodengrund und pflegen die Brut. Allerdings kann es vorkommen, dass sie die Eier verzehren.

Die rosa gefärbten Bäuche der Weibchen scheinen die Männchen anzuziehen. Die Färbung erscheint verstärkt während der Fortpflanzung. Die Intensität der Färbung könnte für das Männchen ein Hinweis auf ein starkes, gesundes und aggressiveres Weibchen sein, das den Nachwuchs erfolgreich verteidigen kann. Daher wählen sie eher Weibchen mit intensiverer Färbung für die Paarung aus (LaPlante 2020).

Diese Art wird seit längerem vor allem in Asien intensiv gezüchtet, was zu gewissen Problemen wie Unfruchtbarkeit und erhöhter Krankheitsanfälligkeit geführt hat. Es gibt auch Zuchtformen, die Farbvarianten und verlängerte Flossen aufweisen.

Die meisten Fischarten besitzen Photorezeptoren, die es ihnen erlauben, verschiedene Farben zu sehen, inklusive im UV-Bereich. Die Farben können in der Kommunikation zwischen Artgenossen eine wichtige Rolle spielen. Wenn nun durch die Zucht die natürliche Färbung stark verändert wird, kann das die die Kommunikation erheblich beeinträchtigen.

Die Färbung der Fische hat verschiedenen Funktionen. Der Oskar oder Pfauenaugebuntbarsch (Astronotus ocellatus) beispielsweise färbt sich dunkel, wenn er erschrickt oder im Streit unterliegt. Das dunkle gebänderte Muster wirkt beschwichtigend und dämpft das Aggressionsverhalten des Artgenossen. Ein wichtiges Signal, damit es im Streit nicht zu Verletzunge kommt (Beeching 1995).

Studien mit Diskusfischen (Symphysopdon aequifasciatus) und afrikanischen Buntbarschen haben gezeigt, dass sich die Fische untereinander am individuellen Gesichtsmuster erkennen (Kohda, 2015; Satoh, 2016; Hotta 2017).  Gerade bei den Diskusfischen gibt es jedoch etliche Farbvarianten, die keine Streifenmuster mehr haben.

Beim Schmetterlingsbuntbarsch gibt es die Zuchtformen „steel blue» oder «gold», deren Körperseiten eine flächige blaue bzw. gelbe Färbung aufweisen. Bei diesen Zuchtformen fehlt somit die ursprüngliche kontrastreiche Färbung, die für die Kommunikation wichtig ist.

Empfehlenswert ist, die Schmetterlingsbuntbarsche bei einem lokalen Züchter zu kaufen und die Wildform zu wählen.

Goldener Schmetterlingsbuntbarsch

Die goldene Zuchtform des Schmetterlingsbuntbarschs (siehe auch den Abschnitt "Besonderes").

 

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Schmetterlingsbuntbarsch Electric Blue

Die Zuchtform Schmetterlingsbuntbarsch Electric Blue wird im Handel auch öfters angeboten.

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Weitere Informationen

Der Fischwissen-Artikel "Veränderungen durch Zucht" geht auf das Thema Zucht und ihre Folgen ein.

In diesem Video kann man Schmetterlingsbuntbarsche beim Ablaichen zuschauen.

In diesem Video (Kommentar in Englisch) sind die Schmetterlingsbuntbarsche in ihrem natürlichen Habitat zu sehen.

Literatur

LaPlante, L. H., & Delaney, S. (2020). Male mate choice for a female ornament in a monogamous cichlid fish, Mikrogeophagus ramirezi. Journal Of Fish Biology, 96, 663-668. (abstract)
van der Sleen, P., & Albert, J. S. (2017). Field guide to the fishes of the Amazon, Orinoco, and Guianas (Bd. 115). In (Bd. 115). Princeton University Press.
Hotta, T., Satoh, S., Kosaka, N., & Kohda, M. (2017). Face recognition in the Tanganyikan cichlid Julidochromis transcriptus. Animal Behaviour, 127, 1-5. (abstract)
Satoh, S., Tanaka, H., & Kohda, M. (2016). Facial Recognition in a Discus Fish (Cichlidae): Experimental Approach Using Digital Models. Plos One, 11, e0154543. (abstract)
Kohda, M., Jordan, L. A., Hotta, T., Kosaka, N., Karino, K., Tanaka, H., et al. (2015). Facial Recognition in a Group-Living Cichlid Fish. Plos One, 10, e0142552. (abstract)
Lopez-Fernandez, H., Arbour, J., Willis, S., Watkins, C., Honeycutt, R. L., & Winemiller, K. O. (2014). Morphology and efficiency of a specialized foraging behavior, sediment sifting, in neotropical cichlid fishes. Plos One, 9, e89832. (abstract)
Montaña, C. G., Layman, C. A., & Taphorn, D. C. (2008). Comparison of fish assemblages in two littoral habitats in a Neotropical morichal stream in Venezuela. Neotropical Ichthyology, 6, 577-582.
Beeching, S. C. (1995). Colour pattern and inhibition of aggression in the cichlid fish Astronotus ocellatus. Journal Of Fish Biology, 47, 50-58.