Männlicher Antennenwels mit Geweih

Blauer Antennenwels

Ancistrus dolichopterus

Antennenwelse gehören zur artenreichen Familie der Harnischwelse (Loricaiidae). Manche dieser Arten können ein Alter von bis 25 Jahren und mehr erreichen, also älter als eine Hauskatze. Entscheidet man sich für diese Art, dann muss man sich auf eine langfristige Pflege einstellen.

Antennenwelse sind von ihrer äusseren Erscheinung und vom Verhalten her etwas eigen. Die abgeflachte Körperform mit unterständigem Saugmund deutet auf ihre boden- und substratorientierte Lebensweise hin. Mit ihrer etwas ruppigen, teilweise etwas ungestümen Art durchsuchen sie den Bodengrund nach Essbarem. Und versteckt unter einer Wurzel ruhend, sind sie teilweise kaum zu entdecken.

Gruppengrösse: Antennenwelse können in kleinen Gruppen, z.B. ein Männchen und zwei bis drei Weibchen gehalten werden. Die Gruppengrösse richtet sich nach der Grösse des Aquariums.

Aquariengrösse: Das Aquarium sollte ein Volumen von mind. 100 Litern (80L x 35B x 40H) umfassen. Will man sie vergesellschaften, muss das Aquarium grösser sein. Je grösser das Aquarium, desto stabiler bleiben die Wasserwerte

Einrichtung: Das Aquarium sollte gut strukturiert sein, damit sie einander gut ausweichen können. Es sollte freie Bodenfläche aufweisen, damit sie nach Futter suchen können. Mit Steinen und Holzwurzeln sollten Verstecke und Höhlen gestaltet werden, in die sich die Welse zurückziehen können. Eine Bepflanzung ist möglich und dient der Wasserqualität.

Futter: Antennenwelse weiden den Aufwuchs (Algen) von Steinen, Wurzeln und Scheiben ab. Zusätzlich sollten Trockenfutter, Futtertabletten oder Frostfutter verfüttert werden, damit sie gut mit Nährstoffen versorgt sind. Auch Gemüse nehmen sie gern an.

Wasserwerte: Eher weicheres Wasser, Gesamthärte 5 - 19° dGH, Temperatur 23 bis 27 °C, pH 6,0 bis 8.0

Vergesellschaftung: Antennenwelse können beispielsweise mit Barben oder friedlichen Salmlern vergesellschaftet werden. Antennenwelse können ruppig sein, mit zunehmendem Alter werden die Männchen aggressiver untereinander. Hält man mehrere gleichgeschlechtliche Blaue Antennenwelse oder verschiedene Antennenwelsarten, muss man daher darauf achten, dass es nicht zu Auseinandersetzungen kommt und ein grosszügig bemessenes Aquarium einrichten und das Futter an verschiedenen Stellen anbieten.

Weitere Informationen: Die Vielfalt unter Harnischwelsen ist gross. Viele Harnischwelsarten sind empfindlich auf Hautparasiten, falsche Ernährung und Farbstoffe, die in Medikamenten für Aquarienfische enthalten sind.
Es gibt einige Harnischwelsarten bis zu 1 Meter lang werden können. Auf die Haltung von grossen Arten sollte verzichtet werden, da sie sehr grosse Aquarien benötigen.

Zucht: Antennenwelse sind sehr vermehrungsfreudig und lassen sich kaum platzieren. Eine Möglichkeit ist, jeweils nur ein Geschlecht zu halten.
Bei Antennenwelsen gibt es eine albinotische Zuchtform. Auf diese sollte verzichtet werden (siehe «Albinismus bei Fischen»).

Taxonomie

Der Blaue Antennenwels gehört zur Familie der Harnischwelse (Loricariidae). Die Harnischwelse gehören mit mindestens 983 beschriebenen Arten zu den artenreichsten Wirbeltierfamilien der Welt (Roxo et al., 2019). Alle sind in der Neotropis in Süd- und Mittelamerika beheimatet, wo sie verschiedene Süsswasserlebensräume bewohnen (Watts 2021).

Viele Harnischwelsarten bzw. Loricariidae-Arten sind wissenschaftlich noch nicht beschrieben. Daher wurde in der Aquaristik das L-Nummern eingeführt, ein Codesystem, um neu importierte, nicht identifizierte Arten zu benennen (Valdez 2019).

Merkmale

Harnischwelse lassen sich von anderen Welsarten leicht durch das Vorhandensein von Hautzähnen (harte Strukturen, sogenannte Odontoden), gepanzerten Hautplatten und einem unterständigen Saugmund in Form einer Scheibe unterscheiden (Watts 2021). Sie haben einen abgeflachten Körper. Die Männchen tragen am Kopf hakenförmigen Borsten, die an ein Geweih erinnern. Sie erreichen eine Länge von ca. 14.5 cm. Die Weibchen sind meist etwas kleiner und tragen nur kleine Fortsätze am Kopf.

Die Haut von Hanrnischwelsen weist einige Eigenheiten auf. Sie ist ca. 0,7mm dick und damit zwei bis dreimal dicker als diejenige anderer Knochenfische. Sie weist wenig Schleimzellen auf, aber diese sind gross und produzieren dennoch viel Schleim, so dass die Haut vor Fremdpartikeln, Pathogenen und Verletzungen gut geschützt ist. Zudem hilft ihnen die dicke Haut, den Auftrieb zu reduzieren und ermöglicht die Boden-orientierte Lebensweise (Garg 2010).

Verbreitung

Antennenwelse kommen in Südamerika im oberen und mittleren Brasilianischen Amazonasbecken sowie in den Flussbecken des Rio Negro, Trombetas, Tefé, Madeira und Tapajós vor.

Antennenwelse leben in den tropischen Gewässern des Amazonasbecken. Sie besiedeln hier die schnell fliessenden, klaren Schwarzwasserflüsse mit viel Totholz und leben bodenorientiert. Die dunkle Färbung der Gewässer rührt von den Huminsäuren her, die aus den Mooren und dem Humus der Regenwaldböden ausgewaschen werden und im Wasser gelöst sind.

Antennenwelse ernähren sich überwiegend vegetarisch. Mit ihrem breiten, bürstenartigen Kiefer weiden sie Substrate wie Wurzeln und Steine am Boden ab. Dabei nehmen sie Teile vom Detritus (abbauendes organischen Material) und vom Biofilm auf (Lujan 2012).

Harnischwelse bevorzugen kleinräumige, strukturreiche Habitate und verstecken sich in Baumstämmen, Felsspalten und ähnlichen Unterschlüpfen. Hier etablieren sie ihre Reviere, von denen sie sich üblicherweise nicht weit entfernen (De Oliveira 2009). Sie sind meist dämmerungs- oder nachtaktive Fische (Novak 2022). Im Aquarium zeigen sie sich aber durchaus tagsüber, wenn sie sich sicher fühlen und Futter tagsüber verabreicht wird.

Fortpflanzung

Die Brutpflege durch das Männchen ist typisch für viele Arten dieser Familie. Das Männchen wählt für den Laich jeweils einen geschützten Ort aus, üblicherweise zwischen Wurzeln. Es putzt den Laich und versorgt ihn mit Sauerstoff, indem er ihm Wasser zufächelt. Die Männchen verteidigen sowohl den Laich als auch die Jungtiere gegen Fressfeinde und Rivalen (De Oliveira 2009, Secutti 2009, fishbase.org).

Der Blaue Antennenwels auf Futtersuche. Als Boden-orientierter Fisch sucht er mit seinem unterständigen Maul den Bodengrund nach Nahrung ab. Auch Holz ist eine wichtige Nahrungsquelle für diese Art.

Literatur

Novák, J., Hofmann, J., Hohl, D., Magalhães, A. L. B., & Patoka, J. (2022). Enigmatic armoured catfishes (Siluriformes: Callichthyidae and Loricariidae) in ornamental aquaculture: A new insight into Neotropical fish diversity. Aquaculture, 547, 737460.
Froese, R., & Pauly, D. (2022). FishBase. World Wide Web electronic publication. de https://fishbase.mnhn.fr/search.php(abstract)
Watts, J. E. M., McDonald, R. C., Schreier, H. J., MorelRouhier, M., & Sormani, R. (2021). Wood degradation by Panaque nigrolineatus, a neotropical catfish: diversity and activity of gastrointestinal tract lignocellulolytic and nitrogen fixing communities. In Wood Degradation and Ligninolytic Fungi (Bd. 99, S. 209-238). (abstract)
Roxo, F. F., Ochoa, L. E., Sabaj, M. H., Lujan, N. K., Covain, R., Silva, G. S. C., et al. (2019). Phylogenomic reappraisal of the Neotropical catfish family Loricariidae (Teleostei: Siluriformes) using ultraconserved elements. Molecular Phylogenetics And Evolution, 135, 148-165. (abstract)
Valdez, J. W., & Mandrekar, K. (2019). Assessing the Species in the CARES Preservation Program and the Role of Aquarium Hobbyists in Freshwater Fish Conservation. www.preprints.org.
Lujan, N. K., Winemiller, K. O., & Armbruster, J. W. (2012). Trophic diversity in the evolution and community assembly of loricariid catfishes. Bmc Evol Biol, 12, 124. (abstract)
Garg, T. K., Domingos, F. X. V., Almeida-Val, V. M. F., & Val, A. L. (2010). Histochemistry and functional organization of the dorsal skin of Ancistrus dolichopterus (Siluriformes: Loricariidae). Neotropical Ichthyology, 8, 877-884. (abstract)
Secutti, S., & Trajano, E. (2009). Reproductive behavior, development and eye regression in the cave armored catfish, Ancistrus cryptophthalmus Reis, 1987 (Siluriformes: Loricariidae), breed in laboratory. Neotropical Ichthyology, 7, 479-490.