Zwei Sumatrabarben kommunizieren

Sumatrabarbe

Puntigrus tetrazona

Die Sumatrabarbe ist eine lebhafte Barbe, die in Gruppen gehalten werden sollte. Mit den kräftigen schwarzen Streifen auf einem gelblichsilbrigen, hockrückigen Körper und den rötlich gefärbten Flossen fällt sie sofort auf.

Allgemeine Anregungen zu Barbenhaltung

Es gibt Aquarienfischarten, die sehr spezielle Bedingungen benötigen (z.B. Brackwasser), andere wiederum tolerieren eine grössere Bandbreite an Haltungsbedingungen. Auch wenn Barben zu den letzteren gehören und gemeinhin als sogenannte "Anfängerfische" gelten: Auch Barben benötigen die sorgfältige Pflege eines gut informierten Tierhalters!

Sozialstruktur: Sumatrabarben leben in Gruppen und sollten in gemischtgeschlechtlichen Gruppen gehalten werden. Geschlechtsreife Sumatrabarben können durchaus territorial oder dominant gegenüber ihren Artgenossen werden. Abgemildert kann dies werden, wenn man Sumatrabarben in grösseren Gruppen von 10 oder mehr Individuen hält. Dies wirkt sich auch positiv im Gesellschaftsaquarium aus.

Gestaltung: Aufgrund der Sozialstruktur sollten die Sumatrabarben in gut strukturierten Aquarien gehalten werden, die reichlich Schwimmraum bieten und stellenweise dichte Vegetation aufweisen. Eine Möglichkeit ist das Aquarium in Kompartimente zu unterteilen, die unterschiedlich gestaltet werden. So kann man den Fischen eine Umwelt mit vielen Reizen sowie Ausweichmöglichkeiten bei sozialen Interaktionen anbieten.

Bodengrund: Barben sind unter anderem Gründler und suchen im Bodengrund nach Nahrung. Das heisst, sie wühlen den Boden auf, was zu leichter Trübung des Aquarienwassers führen kann. Trotzdem sollte immer etwas Mulm am Boden vorhanden sein, in dem sie wühlen können.

Fütterung: Wild lebende Sumatrabarben sind viel und lange mit der Futtersuche beschäftigt. Daher sollte man die tägliche Futterration auf den Tag verteilt anbieten. Es kann das übliches Fischfutter und zwischendurch Grünfutter gefüttert werden.

Bepflanzung: Sie beknabbern gerne mal Pflanzen. Eine gewisse Toleranz bei der Pflanzenpflege ist also angesagt.

Wasserwechsel: Ein Wasserwechsel in kleineren Aquarien sollte wöchentlich erfolgen.

Vergesellschaftung: Die Sumatrabarben zupfen gerne an den langen Flossen anderer Fische wie Skalare oder Fadenfische. Sie können auch anderweitig für Ärger im Aquarium sorgen. Sind sie hingegen in einem grösseren Schwarm genug mit ihren Artgenossen beschäftigt, lassen sie andere Fische eher in Ruhe. Sie können mit anderen lebhaften Barben und Bärblinge vergesellschaftet werden.

Weitere Informationen: SDAT Börsenmerkblatt

Taxonomie

Barben gehören zur Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Die Gattung Puntius, die uns hier interessiert umfasst ca. 120 beschriebene Arten, wobei es noch immer Unsicherheiten bezüglich der Einteilung gibt. Neuere Untersuchungen ergaben, dass die Südasiatische Gattung Puntius in weitere Gattungen aufgeteilt werden müssen. Die hier behandelten Barbenarten werden neu folgendermassen eingeteilt:

Gattung Puntius: P. bimaculatus (Zweifleckbarbe), P. titteya (Bitterlingsbarbe)
Gattung Pethia: P. cumingii (Ceylonbarbe), P. nigrofasciatus (Purpurkopfbarbe
Gattung Puntigrus: P. tetrazona (Sumatrabarbe)

Merkmale

Die Sumatrabarbe hat einen hochrückigen Körper mit vier schwarzen Querstreifen. Die Körperfarbe variiert von Beige, gelblich bis oliv.  Kopf und Flossen bzw. Flossensäume sind rot gefärbt, wobei das Männchen intensiver gefärbt ist. Das Weibchen ist etwas blasser, aber fülliger und etwas grösser. Sie erreichen eine Grösse von 5 bis 7 cm.

Verbreitung

Barben kommen in den tropischen und subtropischen Regionen Afrikas und vor allem Asiens vor. In Europa sind die Barben mit ca. 20 Arten vertreten, z.B. der Flussbarbe (Barbus barbus). Die Arten, die als Aquarienfische gehalten werden, stammen meist aus Süd- und Südostasien.

Die Sumatrabarbe kommt sowohl in Indonesien und Malaysia. In einigen Ländern ist sie ein Neozoon, also eine eingeführte Art.

Sumatrabarben leben in Sumpfseen und langsam fliessenden Gewässern, die gekennzeichnet sind durch starke Wechsel im Wasserstand. Der Bodengrund ist sandig und mit Gestein durchsetzt. Aquatische Vegetation kann vorhanden sein. Das Wasser ist arm an Sauerstoff. Sumatrabarben teilen diesen Lebensraum mit vielen anderen Fischarten.

Sumatrabarben ernähren sich von pflanzlicher und tierischer Kost. Sie picken Futterstücke von Pflanzen, vom Boden oder schwebende Teile aus dem Wasser auf und gründeln im Bodengrund nach Pflanzenteilen, Algen, Würmern, Mückenlarven und Mikroorganismen. Während des Gründelns nehmen sie häufig Sand auf, den sie dann durch den Mund oder die Kiemen wieder ausspucken. Die essbaren Teile werden geschluckt.

Sumatrabarben halten sich ausserhalb der Fortpflanzungsphasen in Gruppen auf.

Fortpflanzungsverhalten

Für die Paarung werden Laichplätze aufgesucht, die häufig erst durch Überschwemmungen entstehen. Die Sumatrabarbenmännchen sind territorial. Die vorbeikommenden Weibchen, die auf der Suche nach den Männchen sind, werden ins Territorium gelockt, Konkurrenten dagegen entschieden weggejagt.

Während der Paarungszeit verblasst die Färbung beim Weibchen. Beim Männchen verblasst zwar das schwarze Farbmuster, das rote wird jedoch etwas intensiver. Die marginalen Unterschiede in der Färbung machen die Geschlechter mit geschlechtsspezifischem Verhalten wett, so dass die Kommunikation dennoch klappt. Ob das Weibchen bereit ist zur Paarung oder nicht, zeigt es dem Männchen an, indem es auf die Annäherungsversuche eingeht oder sich ihnen entzieht oder kein Interesse zeigt.

Weitere Informationen

Bisher haben sich nur wenige wissenschaftliche Arbeiten mit der Haltung von Aquarienfischarten befasst. Zwei davon haben auch Sumatrabarben in die Untersuchungen einbezogen.

Zu beiden Studien sind deutsche Zusammenfassungen (mit Kommentaren) "Verminderte Aggressivität durch Vergesellschaftung" (Sloman et al 2011) und "In grossen Gruppen lebt sichs manchmal besser" (Saxby et al 2010) sind in der Bibliothek zu lesen.

Literatur

Sloman, K. A., Baldwin, L., McMahon, S., & Snellgrove, pet fish. (2011). The effects of mixed-species assemblage on the behaviour and welfare of fish held in home aquaria. Applied Animal Behaviour Science, 135, 160-168. (abstract)
Saxby, A., Adams, L., Snellgrove, D., Wilson, R. W., & Sloman, K. A. pet fish. (2010). The effect of group size on the behaviour and welfare of four fish species commonly kept in home aquaria. Applied Animal Behaviour Science, 125, 195-205.
Kortmulder, K. (1986). Similar Behaviour and Colour Patterns in 3 Not Closely Related Barbus Species. Is Evolutionary Convergence a Likely Explanation?. Behaviour, 98, 180-212. (abstract)
Kortmulder, K. (1972). A Comparative Study in Colour Patterns and Behaviour in Seven Asiatic Barbus Species (Cyprinidae, Ostariophysi, Osteichthyes): A Progress Report. Behaviour. Supplement, III 1-331. (abstract)